Canary (Rezension)

Canary Beitragsbild

Scott Snyder inszeniert dämonischen Horror im Wilden Westen

Canary ist ein Genremix aus Wilden Westen und Horrorgeschichte und ist kürzlich auf Deutsch im Splitter Verlag erschienen. Es handelt sich hier nicht um Scott Snyders ersten Ausflug in das Horrorgenre. Mit Titeln wie „Wytches“ konnte Snyder sich im Horrorsegment eine loyale Fangemeinde aufbauen. Kann Canary an die Virtuosität dieser Stoffe anknüpfen?

Ein abgebrühter Marshal und eine verfluchte Mine

In typischer Western-Manier ist der Hauptcharackter Marshal Holt ein ziemlich abgebrühter und mysteriöser Zeitgenosse. In Canary ist er einer mysteriösen Mordserie auf der Spur. Dabei eilt sein Ruf als legendärer Gesetzeshüter im stets voraus. Kann er die Verknüpfungen zwischen brutalen Morden und den Geschehnissen rund um eine alte Kupfermine ans Tageslicht bringen? Und was lauert da in den Tiefen der verlassenen Mine?

Atmosphäre pur!

Canary wurde von Dan Panosian virtuos in Szene gesetzt. Er greift die Wild-West-Thematik gekonnt auf und flößt ihr auf besonderer Art und Weise einen ganz eignen Horror ein. So bietet sich uns kein romantisches Bild des Wilden Westens dar, sondern eher eine freakige Halloween-Version. Dieser Eindruck mag vor allem an den vielen dunkelroten Hintergründen liegen. Panosian mal keine strahlend blauen texanischen Himmel, sondern arbeitet flächig mit dunklen Rottönen oder mit beißendem Gelb. Das verleiht der Geschichte Blutmond-Vibes, die das Bedrohungsszenario untermalen. Hier scheinen auch die kontrastreichen Illustrationen mit vielen Schattenflächen ihren Dienst adäquat zu verrichten. Auch die überzeichneten Charaktere scheinen direkt aus dem Gruselkabinett eines Jahrmarktes entliehen zu sein. Insgesamt ist das eine atmosphärische Wucht, die fesselnden Sog entwickelt.

Schwachstelle Snyder

Man möchte Snyder am liebsten die Textverarbeitungsmaschine entreißen und schreien: „lass mich das mal machen“. So in etwas fühlt sich die Lektüre beim Lesen vor allem gegen Ende der Story an. Eigentlich kann er es doch, deswegen mag man sich fragen: „Woran hat et gelegen?“. Das Ende der Geschichte ist so abstrus und abgedreht, dass der Eindruck entsteht, man wollte einfach nach genügend Seiten zum Ende kommen. Vom subtilen Horror und der Spannung vom Anfang der Geschichte bleibt hier leider wenig übrig.

One-Shot für kurzweilige Unterhaltung

Insgesamt ist Canary in keinster Weise anschlussfähig zu grandiosen vergangenen Werken Snyders. Trotz all der Kritik an der Story schafft Canary es aber eine beeindruckende Atmosphäre zu inszenieren, die einen ganz eigenen Sog entwickelt. Dafür kann man in erster Linie Dan Panosian danken. Als leichte Kost für eine Nachmittagslektüre ist der One-Shot Canary einen Versuch wert. Vor allem Freunde von Burton’esker Halloween-Ästhetik werden in Canary anknüpfungsfähige Stilelemente für sich entdecken können.

Canary

ISBN: 978-3-98721-308-3

Erschienen am: 26.06.2024

Szenario Scott Snyder

Zeichnung Dan Panosian

Übersetzg. Katrin Aust

Einband Hardcover, Bookformat

Seitenzahl 160

Band 1 von 1

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