Frankenstein – Adaption von Georges Bess (Rezension)

Frankenstein Georges Bess Beitragsbild

Das monumentale und erste moderne Science Fiction Werk von Mary Shelley erfährt eine spektakuläre Adaption als Graphic-Novel

Georges Bess hat sich an den Stoff gewagt, der maßgeblich Generationen von Horror- und Science-Fiction-Autoren prägen sollte: Mary Shelleys „Frankenstein“. Der Splitter Verlag versorgt uns dabei mit einer deutschen Ausgabe dieses einzigartigen Werkes. Kann Georges Bess den altbekannten Stoff in ein neues, innovatives Gewand hüllen?

Diese Frage lässt sich mit einem deutlichen „Ja!!!“ beantworten. Georges Bess, der schon mit der düsteren Adaption von Bram Stoker’s Dracula auf sich aufmerksam machte, scheint auch hier wieder sein volles Potenzial auszuspielen. Dieses epochale Werk, das in Schwarz-Weiß gestaltet ist, vermag es, den Leser tief in den Horror und die Dramatik von Shelleys Romanvorlage hineinzuziehen. Die Geschichte von Frankenstein dürfte jedem bekannt sein, zählt sie doch eindeutig zum Kanon der Weltliteratur. Nur in aller Kürze: Victor Frankenstein, ein wissbegieriger, aufstrebender Wissenschaftler, entwickelt eine Obsession für die Erschaffung eines Homunkulus, also eines künstlich erschaffenen Menschen. Dabei verliert er sich in Experimenten, die allen Maßgaben humanistischer Grundsätze zu widersprechen scheinen. Er stiehlt Leichen von Friedhöfen und bastelt aus Leichenteilen eine Kreatur, die er mithilfe von Elektrizität beleben möchte. Der Versuch glückt Frankenstein, jedoch scheint die Kreatur auf den ersten Blick ein fehlgeschlagenes Experiment von abscheulicher Natur zu sein. Die volle Dramatik der Geschichte entfaltet sich, als Frankensteins Kreatur sich als einfühlsames Wesen herauskristallisiert, die von Menschen verachtet wird und in ihrer Einsamkeit Hass auf ihren Schöpfer entwickelt…

Frankensteins Obsession, Wissbegierde und weitere menschliche Abgründe

Frankenstein steht metaphorisch für das starke menschliche Verlangen, die umfassende Wahrheit über alle Dinge zu ergründen. Dieses Motiv wurde schon vielfach in der Literatur verwendet, doch kommt es selten so dramatisch und mit all seinen Konsequenzen daher, wie in Mary Shelleys Frankenstein. Georges Bess scheint diese Abgründe mit seiner Tinte aufgesogen zu haben. Egal ob düstere Laborszenen oder düstere und atmosphärische Naturdarstellungen – Bess entwickelt einen finsteren Sog, der die Leser an den Seiten fesselt. Dabei unterstützen die Darstellungen die philosophischen Fragen, die eng mit dem Werk Shelley’s verbunden sind, auf fast schon symbiotischer Art und Weise.

Meisterhafte Kunst in Schwarz-Weiß

Die in Schwarz-Weiß gehaltenen Darstellungen von Georges Bess zeichnen sich durch eine intensive Atmosphäre aus. Diese wird durch ein fabelhaftes Spiel aus Licht und Schatten initiiert. Dabei brilliert Bess vor allem mit seinen Naturdarstellungen. Selten haben Waldszenen eine solch bedrückende und zugleich magische Wirkung auf die Leser. Die Zeichnungen weisen dabei auch einen hohen Grad an Details auf und sorgen so für viel Freude beim intensiven Studieren der einzelnen Panels.

Georges Bess Frankenstein – Ein Muss in jedem Comicregal

Georges Bess hat hier eines dieser Werke geschaffen, die man unbedingt in seinem Comicregal stehen haben möchte. Die hohe Qualität des Splitter Verlages und das wunderschöne Design dieses Wälzers laden dazu ein, einen prominenten Platz in seinem Lieblingsregal für dieses Schmuckstück freizuräumen. Neben der optischen und haptischen Qualität kann Georges Bess Werk aber auch durch den hohen ideellen Wert überzeugen. Man bekommt hier eine Geschichte geliefert, die spannende philosophische Fragen über Ethik, Moral und Wissenschaft eröffnet und dabei eine vorzügliche Interdependenz von Gehalt und Gestalt vorweisen kann, denn Bess‘ Zeichnungen ranken an der neu adaptierten textuellen Vorlage wie wilder Wein. Wer aus diesem Kelch trinkt, erfährt einen herb-süßen Rausch, der noch lange nachhallt.

Frankenstein von Georges Bess Cover

Frankenstein (Mary Shelley)

ISBN: 978-3-96792-362-9
Erschienen am: 22.06.2022
Szenario Georges Bess (nach Mary Shelley) Zeichnung Georges Bess
Übersetzg. Harald Sachse
Einband Hardcover
Seitenzahl 208
Band 1 von 1

Please follow and like us:

Das könnte dich auch interessieren …

4 Antworten

  1. Meisterhaft! Ich finde, immer noch eine der besten Varianten.

  2. admin sagt:

    Vielen Dank für die Erwähnung <3

  1. September 6, 2022

    […] REZENSIERT VON:  ComicGinger | Comic Couch | […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Instagram
Follow by Email
RSS