Madeleine, die Widerständige Bd. 3 (Rezension)
Der letzte Band der Memoiren der Widerstandskämpferin Madeleine Riffaud
Die ehemalige Widerstandskämpferin Madeleine Riffaud, die in der französischen Résistance gegen die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat, ist mittlerweile im Alter von 100 Jahren verstorben. Jean-David Morvan und Dominique Bertail haben ihr jedoch mit der Graphic-Novel-Reihe Madeleine, die Widerständige ein würdiges Andenken gesetzt. In mittlerweile 3 Bänden kann man sich mit den Aktivitäten Riffauds in der Widerstandsbewegung auseinandersetzen. Zum Abschluss dieser Reihe möchten wir mit dem dritten Band ein abschließendes Fazit ziehen.
Oral-History als Comic
Oral History als Comic mag widersprüchlich klingen. Der Fokus in der Oral-History liegt ja eigentlich in den persönlichen Erzählungen von Zeitzeugen zu Geschehnissen der Zeitgeschichte. In der Regel findet dieser didaktische Ansatz vor allem in Bildungseinrichtungen statt. Vor allem Überlebende der Gräueltaten der Nationalsozialisten wurden immer wieder in Schulklassen eingeladen, um von ihren Erlebnissen zu erzählen. Leider endet dieser Ansatz nun zwangsläufig, weil die meisten Zeitzeugen mittlerweile verstorben sind.
Jean-David Morvan und Dominique Bertail haben es mit ihrer Graphic-Novel geschafft, die persönliche Geschichte Riffauds in der Résistance vor ihrem Tod spannend aufgearbeitet festzuhalten. Dabei schwingt der Oral-History-Charakter durchgängig mit, denn Riffaud erzählt ihre Geschichte so anekdotenhaft, wie man es sonst nur aus persönlicher Konversation kennt. Das gibt den Lesern das Gefühl, direkt mit Riffaud in Kontakt zu stehen. Durch Gedankeneinschübe Riffauds bekommen wir auch gute Einblicke in ihr Denken und Fühlen. Ein spannender Ansatz, der zwar richtige Begegnungen mit Zeitzeugen nicht ersetzen kann, aber zumindest ein ähnliches Gefühl für die nachwelt konserviert.
Alles Blau
Über die Kunst des Zeichners Dominique Bertail haben wir in den Rezensionen zu den vorherigen Bänden schon viel gesagt. Auch in Madeleine, die Widerständige Bd. 3 liefert uns Bertail wirklich ansehnliche Zeichnungen, die weiterhin im monochromen blauen Look daherkommen. Der Stil passt hervorragend zur Geschichte und unterstreicht das Gefühl, dass es sich hier um lange zurückliegende Erinnerungen handelt. Die Monochromie der Bilder passt außerdem gut zu der Ernsthaftigkeit des Stoffes. Zum Teil haben wir es mit wirklich traurigen und erschreckenden Geschichten von Mord und Folter zu tun. Ein farbenfroher Ansatz hätte die Geschichte sicherlich verklärt wirken lassen.



Eine spannende Reihe für den Einsatz im Bildungsbereich
Madeleine, die Widerständige ist eine gute Ergänzung für Sammler historischer Graphic Novels. Dabei bekommt man detaillierte Einblicke in das Wirken der Résistance, insbesondere in das Wirken Madeleine Riffauds. Auch für den Einsatz im Bildungsbereich könnte die Reihe eine spannende Abwechslung zum üblichen Kanon von Literatur zum Thema Holocaust und Zweiter Weltkrieg sein. Lehrern sei hier Mut zugesprochen. Vor allem vor dem Hintergrund nun fehlender Zeitzeugen, kann Madeleine, die Widerständige ein guter Ersatz für persönlich gefärbte Erzählungen aus der Zeit sein. Das Thema ist durch das Erstarken Autoritärer und faschistischer Strukturen sicherlich aktuelle denn je und könnte gute Ansatzpunkte liefern, um über Widerstand und eine wehrhafte Demokratie zu sprechen.

Madeleine, die Widerständige Bd. 3
NUDELN MIT TOMATENSOSSE
Text & Szenario: Madeleine Riffaud & Jean-David Morvan
Zeichnungen: Dominique Bertail
Übersetzung aus dem Französischen von Christoph Haas
Veröffentlichung: Oktober 2025 |
128 Seiten, teilweise vierfarbig
23,5 x 31 cm, Duoton
29,00 €