Edgar Rice Burroughs: Am Mittelpunkt der Erde (Rezension)

Am Mittelpunkt der Erde Beitragsbild

David Morvan und Rafael Ortiz adaptieren Burroughs’ Pulp-Klassiker als bildgewaltigen One-Shot

Edgar Rice Burroughs ist uns vor allem durch seinen berühmten Roman Tarzan bekannt. Am Mittelpunkt der Erde dürfte hingegen zu seinen unbekannteren Stoffen zählen, den man allzu schnell mit der Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne verwechseln mag. Beim Splitter Verlag ist die deutsche Ausgabe der Adaption von Jean-David Morvan (Szenario) und Rafael Ortiz (Zeichnungen) kürzlich erschienen. Kann die Adaption überzeugen?

Eine Welt mit eigenen Gesetzen

Die Geschichte folgt David Innes und Professor Perry, die mit einer experimentellen Bohrmaschine tief unter die Erdoberfläche reisen – und in der urzeitlichen Welt Pellucidar landen. Dort treffen sie auf versklavte Menschen, gigantische Kreaturen und die herrschenden Mahars – eine intelligente Reptilienrasse mit telepathischen Fähigkeiten.

Jean-David Morvans Comic-Adaption bleibt dem Originalroman von 1914 weitgehend treu und inszeniert die klassische Science-Fiction-Erzählung als visuell opulenten One-Shot, der sich ideal für Genre-Fans eignet.

Zwischen Pulp und Pathos: Ortiz’ große Bilderwelt

Was dieser One-Shot visuell leistet, ist jedoch beeindruckend. Rafael Ortiz entfesselt in Am Mittelpunkt der Erde eine Urzeitwelt, die förmlich von der Seite springt. Seine Zeichnungen sind dynamisch, detailverliebt und stellenweise geradezu brachial. Ob dampfende Dschungel, zerklüftete Felsen oder martialische Kreaturen – die Welt von Pellucidar wirkt lebendig und wild. Besonders gelungen sind die Mahars, die Ortiz zwischen Majestät und Bedrohung inszeniert. Die Farbpalette bewegt sich zwischen ockerfarbenem Staub, feurigem Sonnenlicht und tiefem Höhlenschwarz – und schafft so eine intensive Atmosphäre zwischen Hitze, Gefahr und archaischer Schönheit.

Nostalgie pur – mit ein paar Altlasten

So unterhaltsam und bildgewaltig die Comic-Adaption auch ist, sie trägt die Ideologie ihres Ursprungs mit sich. Die Rollenbilder wirken aus heutiger Sicht überholt – Dian bleibt in ihrer Funktion als „Love Interest“ recht blass, und die Darstellung der indigenen Völker folgt bekannten Stereotypen. Wer also eine zeitgemäße Neuinterpretation von Burroughs’ „Am Mittelpunkt der Erde“ erwartet, wird hier nicht fündig. Dafür bekommt man ein Abenteuer, das sich bewusst in der Tradition von Jules Verne, Conan oder John Carter bewegt – mit all seinen Reizen und Begrenzungen.

Für Pulp-Fans ein Fest, für andere vielleicht zu klassisch

Am Mittelpunkt der Erde von Jean-David Morvan und Rafael Ortiz ist eine bildgewaltige, nostalgische Reise in eine fantastische Unterwelt, die vor allem optisch begeistert. Die klassische Erzählweise trifft genau den Nerv von Pulp-Fans, bleibt aber inhaltlich eng an der Vorlage – inklusive ihrer problematischen Aspekte. Wer also Lust auf prähistorische Monster, Rebellionen im Dschungel und Science-Fiction-Abenteuer „wie früher“ hat, wird mit diesem One-Shot gut bedient.

Edgar Rice Burroughs: Am Mittelpunkt der Erde

ISBN: 978-3-98721-419-6

Erschienen am: 25.04.2025

Szenario Edgar Rice Burroughs, Jean-David Morvan

Zeichnung Rafael Ortiz

Übersetzg. Harald Sachse

Einband Hardcover Seitenzahl 120 Band 1 von 1

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