Swamp Thing: Neue Wurzeln (Rezension)

Ein Sumpfmonster hält der Menschheit den Spiegel vor

Die Kurzgeschichten in Swamp Thing: Neue Wurzeln, die Mark Russell und Phil Hester erdacht haben und von Marco Santucci und Tom Mandrake gezeichnet wurden, sind am 16.08.2022 im Panini Verlag auf Deutsch erschienen. Gehört dieser Kurzgeschichtenband zurück in den Sumpf, oder sollte man ihn sich in das Regal stellen?

Swamp Thing vs. Sunderland

Im Kern drehen sich alle Geschichten um die Konflikte zwischen Swamp Thing und der Firma Sunderland. Die skrupellosen Mitarbeiter von Sunderland versuchen mit diversen Experimenten ihren wirtschaftlichen Erfolg weiter anzukurbeln und machen sich dabei recht wenig Gedanken über die ökologischen Folgen ihrer Projekte. So wird etwa an einem Terminus-Samen gearbeitet, der sich selbst sterilisiert, damit Bauern immer mehr neue Samen kaufen müssen. Dass dieses Unterfangen ein hohes Risiko für das Ökosystem birgt, scheint der Firma Sunderland völlig egal zu sein. Swamp Thing stemmt sich aber immer wieder gegen diesen Raubbau an der Natur zur Gewinnmaximierung.

Das Sumpfmonster mit dem systemischen Blick

Swamp Thing: Neue Wurzeln hält uns Menschen den Spiegel vor. In den Kurzgeschichten findet sich sowohl fundierte Kapitalismuskritik und Kritik an dem Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum, als auch Kritik an einzelnen kulturellen Praktiken der Menschen. So begegnet Swamp Thing beispielsweise einem religiösen Kult, der das Sumpfmonster als Gott ansieht und es mit Menschenopfern gnädig stimmen möchte. Swamp Thing wiegelt ihr Engagement mit dem Satz „Ich bin nur ein Rätsel, um das ihr einen Tempel errichtet habt.“ ab. Solche philosophischen und tiefgründigen Äußerungen scheinen das Wesen Swamp Things auszumachen und ziehen sich durch das gesamte Werk. Dabei sind die Themen alle top-aktuell. Was Sunderland in der Fiktion anrichtet, sehen wir in der Realität bei Firmen wie Nestle oder Monsanto. Einzelne Unternehmen nutzen ihre Monopolstellung aus, um ganze Märkte zu kontrollieren. Dabei werden sie nicht von Ethik und Moral geleitet, sondern von Profitinteressen.

Ein Comic, der zum Nachdenken anregt

Swamp Thing: Neue Wurzeln schafft es gut zu unterhalten und gleichzeitig auch zum Nachdenken anzuregen. Die Lektüre schafft es, die großen Probleme und Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht und die zum großen Teil selbst verursacht sind, in ein kunstvolles Gewand zu kleiden. So wirkt Swamp Thing: Neue Wurzeln nicht bloß wie ein pädagogisch belehrendes Werk, sondern wie ein in sich stimmiges Ensemble an Geschichten mit gesellschaftskritischen Elementen. Wer unterhaltsamen Comicspaß mit Tiefgang sucht, wird hier üppig belohnt. Swamp Thing: Neue Wurzeln ist dazu auch noch fantastisch gezeichnet.

Ab in den Dschungel!

Wer generell einen Hang zu Flora und Fauna verspürt, wird an Swamp Thing eine wahre Freude finden. Mit hohem Detailgrad werden Sumpf -und Dschungelgebiete in Szene gesetzt und entwickeln einen fast schon hypnotischen Sog. Wer Swamp Thing ohne Machete aufschlägt, droht sich für zwei Stunden im Dickicht zu verlieren. Aber keine Sorge – dieser Ausflug macht Laune!

Danke Panini für das Rezensionsexemplar! Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

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