Black Hammer Band 1 – 4 (Rezension)

Zeit für ein Fazit über diese etwas andere Superheldengeschichte

Ich habe Black Hammer in der deutschen Ausgabe des Splitter Verlages gelesen. In dieser außergewöhnlichen Superheldengeschichte, die von Jeff Lemire erdacht und von Dean Ormston visualisiert wurde, geht es um eine Gruppe von Superhelden, die sich nach einem epochalen Kampf gegen ihren größten Gegenspieler „Anti-Gott“ plötzlich in einer Kleinstadt auf einer Farm wiederfinden. Das Territorium dieser Stadt können die Superhelden jedoch nicht verlassen. Überschreiten sie eine nicht sichtbare Grenze, dann droht der Tod. In den 4 Bänden geht es um die vielen Mysterien, die sich um diese Umstände drehen und um ihre Auflösung. Die Geschichte wird dabei auch durch Rückblenden und unerwartete Wendungen getragen, die sich zum Teil auch in Paralleluniversen zutragen.

Black Hammer – Ein verrückter Genremix, der mit klassischen Superheldengeschichten wenig gemeinsam hat

Jeff Lemire und Dean Ormston liefern uns einen abgefahrenen Mix aus Superhelden-Story, Science-Fiction und Soap-Opera. Dabei stehen aber nicht genretypisch die Kampfhandlungen der Helden im Fokus, sondern das soziale Gefüge und die individuellen Schicksale, mit denen die einzelnen Helden konfrontiert sind. Die Lokalisierung des Hauptspielortes auf der Farm in einer Kleinstadt, bietet dabei das gesamte Potenzial einer Sitcom oder Soap Opera. Wer beim Begriff Soap Opera an Dialoge aus der Retorte und pathetische melodramatische Handlungsstränge denkt, tut Black Hammer aber Unrecht an. Hier wirken die Dialoge und Wendungen im sozialen Gefüge der Superhelden liebevoll und durchdacht.

Diversität geht auch authentisch

Diversität hat auch Einzug in die Comicwelt gehalten. Dabei werden klassische Superhelden Figuren plötzlich mit neuen Charakteren besetzt, die anderen Ethnien angehören, andere Hautfarben haben oder eine sexuelle Orientierung jenseits der Heteronormativität. Dabei wirken doch viele Versuche unauthentisch und aufgesetzt und sorgen damit bisweilen eher für Kopfschütteln. In Black Hammer schafft es Jeff Lemire Diversität ganz unaufgeregt und authentisch zu präsentieren. Dabei werden Diversitätsmerkmale auch nur dann besonders thematisiert, wenn sie eine Bewandtnis für den Fortgang der Geschichte haben. Das ergibt ein in sich stimmiges Ensemble an Protagonisten, in dem sich niemand mit seinen Identitätsmerkmalen besonders in den Vordergrund zu setzen scheint – Im Gegenteil: Die Helden schaffen es auch die anderen Teile ihrer Identität zu präsentieren, ohne sich deterministischen und essentialistischen Vorstellungen von Identität hinzugeben.

Künstlerische Gestaltung mit Independent-Flair

Die künstlerische Gestaltung von Black Hammer passt hervorragend zu der Geschichte. So außergewöhnlich die Story von Blackhammer ist, so außergewöhnlich ist auch die grafische Umsetzung. Dean Ormston verleiht dem Black Hammer Universum einen Independent-Charme, der einen mit Feelgood-Momenten konfrontiert, wie Independent-Filme Anfang der 2000er Jahre. Als wären die Vibes aus „Garden State“ und „Juno“ in die Mine von Ormston gepresst worden. Bemerkenswert ist auch die Gestaltung der urbanen Spielorte, die sehr backsteinlastig daherkommt. Ormston schafft hier eine Atmosphäre, die die Vielschichtigkeit der Black Hammer – Geschichte quasi hofiert.

Verloren in Paralleluniversen

Der Haupterzählstrang weist durch seine unerwarteten Wendungen einige Mängel auf. Im Laufe der Geschichte verliert sich Lemire teilweise in abstrusen Handlungssträngen, die die Story zu gewollt in eine bestimmte Richtung drücken. Insgesamt ist das aber zu verzeihen, denn die Hauptgeschichte ist tatsächlich zweitrangig. Das soziale Gefüge der Helden zu erkunden, scheint das heimliche Hauptmotiv Lemire’s zu sein.

Black Hammer – Erfrischend anders

Wer sich auf den untypischen Genremix einlassen kann, wird hier mit einer liebenswürdigen Geschichte mit Independent-Charme belohnt. Freunde klassischer Marvel Superhelden-Storys sind hier wohl eher fehl am Platze, denn monumentale Schlachten zwischen Protagonisten und Antagonisten sind hier nur zweitrangig. Dafür bekommt man bei Black Hammer aber ein atmosphärisches Superhelden-Sozialdrama mit Feelgood-Charme und viel Liebe zum Detail geliefert.

Aber genug der Rede. Macht es wie ich: Kocht euch an einem verregneten Sonntag einen Tee oder wärmt einen Kakao auf, setzt euch an euren Lieblingsplatz, deckt euch zu und verliert euch in der charmanten Welt von Black Hammer!

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