Der Werwolf von Tarker Mills (Rezension)

Der Werwolf von Tarker Mills

Illustrierter Roman vom Großmeister des Horrors Stephen King

Der illustrierte Roman Der Werwolf von Tarker Mills erschien bereits 1983 und basiert auf einer Kooperation zwischen Stephen King, aus dessen Feder die Geschichte stammt, und Bernie Wrightson, der die Illustrationen beisteuerte. Nun hat sich der Splitter Verlag dem Stoff angenommen und eine deutsche Ausgabe im Hardcover-Format herausgebracht. Die Namen King und Wrightson dürften die Herzen vieler Horror-Enthusiasten sofort höher schlagen lassen, haben doch beide in unterschiedlicher Weise das Genre neu definiert. Stephen King erreichte mit Werken wie The Shining und Es Weltruhm und Bernie Wrightson wurde u.a. durch seine ikonischen Illustrationen im Horrormagazin Creepy und als Mitschöpfer der Figur Swamp Thing bekannt. Können beide Künstler mit Der Werwolf von Tarker Mills an die Qualität ihrer vorangegangenen Arbeiten anknüpfen?

Linear erzählter Kalenderroman

Der Werwolf von Tarker Mills lässt sich am präzisesten mit dem Begriff des Kalenderromans beschreiben. King hangelt sich in seiner Erzählung an den 12 Monaten eines Jahres entlang. Der thematische Fokus liegt dabei auf Attacken eines Werwolfes, der die Einwohner von Tarker Mills heimsucht. Der junge Marty Coslaw spielt dabei eine besondere Rolle, schafft er es doch als Einziger dem Werwolf bei einem versuchten Angriff Paroli zu bieten. Kann er die Heimsuchung des Werwolfes letztlich auch beenden?

Die Schablone als Problem

Die Form eines Kalenderromans mag Fluch uns Segen zugleich sein. Ein Segen ist sicherlich die Orientierung, die das Gerüst der 12 Monate bieten kann. Als Fluch dürfte dagegen die starke Einschränkung und Statik einer solchen Erzählung gelten. Letzteres wird auch dem Werwolf von Tarker Mills in gewisser Weise zum Verhängnis. Zwar gibt es immer wieder starke Momente in der Erzählung, in denen Stephen King es schafft, durch seinen unverkennbaren Stil atmosphärische Bilder zu kreieren, aber insgesamt plätschert die Geschichte durch die lineare Form sehr unspektakulär vor sich hin.

Es fehlt quasi die große Klammer, die die Geschichte in irgendeiner Form umrahmt und ihr eine gewisse Konsistenz gibt. Die Geschichten der einzelnen Monate wirken in den meisten Fällen ziemlich zusammenhangslos und Rückbezüge auf vorangegangene Monate vermögen das Problem nur eingeschränkt zu kaschieren. Nur die Geschichte des kleinen Marty schafft es ein wenig diese Struktur aufzulockern, wird hier doch ein Charakter eingeführt, der im Gegensatz zu den anderen Charakteren nicht bloß wie eine Requisite wirkt, sondern mit einem eigenen Charakter versehen wird.

Atmosphärische Bilder, die nicht immer zur Geschichte passen

Bernie Wrightsons Illustrationen tragen unverkennbar seine Handschrift. Typisch für Wrightson sind die kontrastreichen Tuschezeichnungen, die es schaffen Licht und Schatten in ein atmosphärisches Zusammenspiel zu bringen. Die Zeichnungen, die für die einzelnen Monate stehen, beschäftigen sich in der Regel mit typischen Wetterphänomenen, die zu den einzelnen Jahreszeiten passen und greifen keine inhaltlichen Passagen auf. Weitere Zeichnungen zwischen den Kapiteln – in Farbe – beziehen sich hingegen schon auf die Inhalte, die King textuell ausbreitet. Dabei fällt auf, dass das Gezeichnete aber nicht immer genau zum Geschriebenen passt. So wird ein Mordopfer des Werwolfes als tätowierter, überaus muskulöser Typ beschrieben, aber Wrightson zeichnet diese Person als schmächtigen Mann mit schütterem Haar. Könnte man das als Zeichen fehlender Auseinandersetzung mit Kings Stoff deuten?

Kurzweilige Unterhaltung ohne große Offenbarung

Insgesamt wirkt das Werk von King und Wrightson leider recht lieblos und lässt an vielen Stellen den Wunsch nach etwas mehr Herzblut aufkommen. Die Zeichnungen von Wrightson sind dabei handwerklich auf einem gewohnt hohem Niveau, passen aber bedauerlicherweise nicht immer ganz genau zum Inhalt der Geschichte. King enttäuscht hingegen durch seine linear erzählte Story. Seine Handschrift muss man schon genauer suchen, weil die Geschichte durch ihre fehlende Tiefe kaum Momente bietet, in denen er brillieren kann. Trotz der inhaltlichen Schwächen schafft es Der Werwolf von Tarker Mills jedoch eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen, die perfekt zu dunklen und verregneten Herbsttagen passt. Wem die Atmosphäre wichtiger als die Geschichte ist, findet hier ein Werk, mit dem man hervorragend einen Nachmittag in herbstlicher Stimmung schwelgen kann. Die Unterteilung der Geschichte in Monaten, bietet auch die Möglichkeit den Stoff wunderbar in kleinen Häppchen zu konsumieren.

© Splitter Verlag

Der Werwolf von Tarker Mills (illustrierter Roman)

ISBN: 978-3-98721-184-3

Erschienen am: 23.08.2023

Szenario Stephen King

Zeichnung Bernie Wrightson

Einband Hardcover, Bookformat

Seitenzahl 136

Band 1 von 1

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