Das Storyboard von Wim Wenders (Rezension)

Das Storyboard von Wim Wenders

Ästhetisch gezeichnete und sympathisch erzählte Geschichte über Stéphane Lemardelé Zusammenarbeit mit Wim Wenders

In Das Storyboard von Wim Wenders erzählt Stéphane Lemardelé feinfühlig von seiner Zusammenarbeit mit dem berühmten deutschen Regisseur Wim Wenders. Kürzlich im Splitter Verlag erschienen, werfen wir nun einen Blick auf die außergewöhnliche Geschichte.

Eine prägende Zusammenarbeit

Stéphane Lemardelé wurde von Wim Wenders engagiert, um an einem Storyboard für einen komplizierten Dreh auf einer Eisbrücke in Kanada mitzuwirken. Weil bei den von Wenders angedachten Szenen einiges zu bedenken war, musste die Szene vorher in einem Storyboard konzipiert werden. Nicht zuletzt sorgten eisige Temperaturen im Minusbereich dafür, dass das Drehteam schnell und gut vorbereitet den Dreh abschließen wollte. Also trafen sich Lemardelé und Wenders einige Male, um die Szene gut zu durchdenken und in ein stimmiges Storyboard zu fassen. Dabei blieb es nicht bloß bei nüchternem Arbeitspragmatismus: Wenders erzählte viel von seinem Kunstverständnis und den Wurzeln seines eigenen kreativen Schaffens.

Edward Hopper als Wenders Muse

In Stéphane Lemardelé Werk Das Storyboard von Wim Wenders erfahren wir beiläufig eine ganze Menge über Kunst. Wim Wenders plaudert immer wieder aus dem Nähkästchen, wenn er versucht, sein Kunstverständnis in Worte zu fassen. Dabei stoßen wir unweigerlich auf Namen wie Edward Hopper. Der amerikanische Künstler Hopper, scheint bleibenden Eindruck auf Wenders hinterlassen zu haben. Das Spiel mit Licht und Schatten und die Einsamkeit, die in Hoppers Bildern eine tragende Rolle spielt, inspirieren Wenders auch für sein filmisches Arbeiten. Dabei spricht Wenders mit einem solchen Enthusiasmus, dass man geneigt ist, die erwähnten Künstler sofort zu googeln, um mehr über sie zu erfahren. Bildungsauftrag erfüllt!

Künstlerisch einprägsam

Die Illustrationen von Stéphane Lemardelé sind in jeder Hinsicht besonders. Die Zeichnungen beinhalten oft wenig strukturierte einfarbige Flächen, die aber in bunter Farbenpracht daherkommen. Immer wieder spielen die Komplementärfarben Blau und Orange eine Rolle, die den Comic durchgehend begleiten. Das fällt besonders in den Schneelandschaften auf. Blau und Orange nutzt Lemardelé , um dem Schnee Mehrdimensionalität und Schatten zu verleihen. Dieses Konzept funktioniert brillant und bringt eine ganz besondere Ästhetik mit sich.

Stéphane Lemardelé als Fanboy

Man merkt deutlich: Stéphane Lemardelé ist ein richtiger Fanboy in Bezug auf Wim Wenders, was in den Dialogen streckenweise etwas übertrieben und fast schon unterwürfig wirkt. Das ist aber auch das einzige Manko dieses gelungenen Werkes. Vor allem die wunderbaren Illustrationen von Das Storyboard von Wim Wenders wissen Freude zu verbreiten. Lemardelé schafft es, die Atmosphäre des eisigen Kanadas in herzerwärmende Bilder zu verpacken. Dabei sind die Dialoge leichtfüßig und doch intensiv. Hier gibt es Informationen über prägende bildende Kunst gratis dazu. Die ideale Lektüre für einen kalten Nachmittag mit warmem Tee. Vielleicht schaut man danach ja auch noch einen von Wenders berühmten Filmen. Die Graphic Novel macht jedenfalls Lust dazu!

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