Atan von den Kykladen (Rezension)

Atan von den Kykladen Beitragsbild

Über Fantasie, Leidenschaft und historische Begebenheiten

So manches antikes Kunstwerk lässt einen doch Staunen. Was hat die Menschen damals zu diesen künstlerischen Produkten bewegt? Hinter jedem Kunstwerk steckt auch immer eine kleine Geschichte. Judith Vanistendael begibt sich auf eine fantasievolle Spurensuche nach einem der Schöpfer dieser Kunstwerke. Frei imaginiert sie dabei biografische Aspekte der fiktiven Figur Atans und sinniert über die Triebkraft der kreativen Energie, die doch epochenübergreifend essenzieller Bestandteil des Menschen zu sein scheint. Wir begeben uns mit der deutschen Ausgabe des Reprodukt Verlages auf eine Reise in die Antike Kunstwelt.

Atan der Tagträumer

Atan von den Kykladen verbringt am liebsten den ganzen Tag mit der Produktion kleiner Tonfigürchen. Dabei vergisst er nur allzu oft die profanen Tätigkeiten des alltäglichen Lebens und muss z. B. von seinen Eltern mit Nachdruck daran erinnert werden, Wasser für die Familie zu besorgen. Glücklicherweise hat die Familie großes Verständnis für Atans Leidenschaft und möchte ihn dabei unterstützen, bei einem großen Marmorbildhauer auf der Insel Naxos in die Lehre zu gehen. Der Lehrmeister gibt Atans Tag eine Struktur und er versucht mit seinen Lehrstunden das beste aus Atans Fähigkeiten herauszuholen. Schon bald merkt der Meister allerdings, dass die monotonen Übungen Atan in seiner Entwicklung einschränken…

Lockerer Skizzenlook

Judith Vanistendael arbeitet bei Atan von den Kykladen in einem lockeren Skizzenlook. Die Linienführung stellt sich oft als brüchig und etwas krakelig dar und Vanistendael verwendet unterschiedlich texturierte Füllungen. Das wirkt abwechslungsreich und bringt einen ganz eigenen verspielten Charme mit sich. Das Blau des Meeres bietet in vielen Darstellungen einen gelungenen Kontrast zu den Erdtönen des felsigen Inselbodens. Wer schon mal in Griechenland Urlaub gemacht hat, wird sehnsüchtig auf den nächsten Besuch einer dieser schönen griechischen Inseln warten. Ein wenig Kritik darf man über die Typografie der Textpassagen äußern. Die verschnörkelte Schrift stört hin und wieder den Lesefluss.

Eine Ode an die Kunst!

Atan von den Kykladen weiß allein schon durch seinen kreativen Ansatz zu begeistern. Dass Jahrtausende alte Kunstwerke doch auch eine persönliche Geschichte in sich tragen, leuchtet total ein, ist uns aber sehr oft gar nicht so präsent. Judith Vanistendael lädt uns mit ihrem kreativen Ansatz dazu ein, beim nächsten Museumsbesuch mal intensiver über die mögliche Entstehungsgeschichte eines Kunstwerkes nachzudenken. Der Ansatz, dass hinter großen Kunstwerken auch eine profane Alltagsgeschichte steckt, hat seinen ganz eigenen Charme. Außerdem erinnert uns Judith Vanistendael daran, dass wir die Potenziale anderer Menschen erkennen und möglichst frei fördern sollten. Wie oft wurde schon die Leidenschaft eines potenziellen Künstlers oder einer Künstlerin durch einen langweiligen und durchstrukturierten Kunstunterricht zerstört? Judith Vanistendael hat sich jedenfalls nicht davon abbringen lassen, mit Atan von den Kykladen großartige Kunst zu fabrizieren, die ihr euch unbedingt anschauen solltet!

© Reprodukt Verlag

Atan von den Kykladen

• Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann
• Handlettering von Judith Vanistendael 

ISBN 978-3-95640-408-5


128 Seiten, farbig, 17 x 22,7 cm, Hardcover

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