Fritz Lang – Die Comic-Biografie (Rezension)

Fritz Lang Comic-Biografie Beitragsbild

Arnaud Delalande und Éric Liberge haben eine Biografie über den weltberühmten Regisseur Fritz Lang in Comicform herausgebracht. Die deutsche Ausgabe ist beim Knesebeck Verlag als großformatige Hardcover-Edition erhältlich. Wir wagen einen Blick in das kürzlich erschienene Werk!

Filme, Liebe, Krieg und Faschismus

Unter diesen vier Schlagwörtern lässt sich Fritz Langs Leben wohl am adäquatesten zusammenfassen, zumindest legen Delalande und Liberge in ihrer Comic-Biografie den Fokus auf diese Aspekte von Langs Leben. Wir erfahren etwas über seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg, über seine ersten Bemühungen, mit Filmskripten auf sich aufmerksam zu machen und über seinen Aufstieg zu einem der berühmtesten deutschsprachigen Regisseure aller Zeiten.

Dabei geht es immer auch um Langs Beziehungen zu Frauen, die viele tragische Momente mit sich brachten. Langs erste Frau Elisabeth Rosenthal hat sich selbst erschossen, nachdem sie Lang mit seiner Affäre Thea von Harbou erwischt hat. Von Harbou schreibt die Drehbücher für Fritz Langs Filme und die Beziehung der beiden ist vor allem durch die gemeinsame Arbeit geprägt. Als der deutsche Faschismus durch die Nationalsozialisten auf dem Vormarsch ist, driftet von Harbou immer weiter in nationalistische Denkgebäude ab. Fritz Lang beobachtet diese Entwicklung hingegen mit Besorgnis und so verlässt er von Harbou 1933 schließlich, als er in das pariser Exil aufbricht.

Die merkwürdige Beziehung und die spürbaren Auswirkungen auf die gemeinsame Kunst wird in diesem Artikel von Henry Giardina erhellend beschrieben.

Bildgewaltige Einblicke in den Verfall der Weimarer Republik

Delalande und Liberge gelingt es in Fritz Lang – Die Comicbiografie dem Leben Langs auf verschiedenen Erzählebenen nachzuspüren. Neben den biografischen Elementen nehmen sie auch immer wieder Bezug auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und zeichnen so beispielsweise die Machtergreifung Adolf Hitlers in düsteren Bildern nach. Dabei bedienen Delalande und Liberge sich an bildgewaltigen Metaphoriken, die für die Leser den rasanten Verfall der Weimarer Demokratie in ein Potpourri aus bedrückenden Gefühlen verwandeln. Der Schatten, der sich über die junge Demokratie legt, ist während der Lektüre förmlich spürbar. Dieses Gefühl wird auch durch die gedeckte und düstere Farbauswahl transportiert. Die Panels werden von grauen und bläulichen Tönen dominiert. Dabei finden sich auch immer wieder morbide Symbole wie Totenschädel, vor allem, wenn es um die Darstellung der faschistischen Entwicklungen geht.

Fritz Langs unbändiger Arbeitseifer

Durch schnelle Sprünge und abgehackte Sequenzen wird der Arbeitseifer Langs spürbar. In der Hochphase seines Schaffens scheint ihm kein Opfer zu groß, um seine Visionen auf die Filmrolle zu bannen. Delalande und Liberge arbeiten hier auch absurd wirkende Anekdoten aus Langs Arbeitsleben in ihr Werk ein. So lässt er für eine Mondkulisse z. B. tonnenweise Sand aus einer Baugrube anliefern und mit Tüchern und Kohleöfen wärmen, damit die Kälte ihn nicht gefriert – alles für die perfekte Illusion. In seiner Eitelkeit sprengt Lang nicht selten die abgesprochenen Budgets und handelt sich regelmäßig Ärger ein.

Fritz Langs Widerstand

In der Comic-Biografie wird Lang relativ deutlich als widerständiger Regisseur dargestellt. Als Goebbels ihm anbietet, die Leitung für den deutschen Film zu übernehmen, fordert Lang 24 Stunden Bedenkzeit, um dann in das Exil zu flüchten. Es gibt dafür keine Belege außer Langs eigener Erzählungen. Ob Lang sich tatsächlich immer so eindeutig gegenüber dem Faschismus positioniert hat, bleibt ungeklärt. In diesem Spiegel-Artikel aus den 90er-Jahren finden sich zumindest einige Argumente, die Langs Rolle ins Wanken bringen. In diesem Punkt hätten Delalande und Liberge etwas stärker die Ambivalenzen in Langs Person herausarbeiten können.

Spannende Einsichten in Langs Schaffen und dem Zerfall der Weimarer Republik

Fritz Lang – Die Comic-Biografie bietet den perfekten Einstieg, um Einblicke in das Wirken des berühmten Regisseurs zu bekommen. Die bildgewaltige Komposition zeichnet das Leben Langs in einer kränkelnden Demokratie nach, die im Begriff ist, einen faschistischen Weg einzuschlagen. Delalande und Liberge gelingt es darüber hinaus, den Zeitgeist in der Medienproduktion in diesen von Krisen behafteten Zeiten herauszuarbeiten. Dabei beleuchtet das Autorenduo auch die tragischen Beziehungen Langs und den Einfluss dieser persönlichen Erlebnisse auf seine Werke. Fritz Lang – Die Comic-Biografie bietet einen spannenden Einstieg in das Leben des berühmten Regisseurs und weckt darüber hinaus Interesse an historischen Fragen, die mit dem Zerfall der Weimarer Republik einhergehen. Das macht dieses Buch zu einem wertvollen Stück Comickunst.

Arnaud Delalande, Éric Liberge

Fritz Lang

Die Comic-Biografie

25,00 €

24.0 x 32.0 cm, gebunden, 112 Seiten

Übersetzt von: Anja Kootz

ISBN 978-3-95728-700-7

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