Megalodon (Rezension)

POV: Du führst das Leben eines Urzeithaies mit Christophe Bec als Reiseleiter.
Megalodon ist kürzlich auf Deutsch beim Splitter Verlag erschienen. Ich habe mir vorab keine Klappentexte oder andere Informationen durchgelesen und war überrascht über das, was mich hier erwartete. Zunächst vermutete ich bei dem Titel eine Story im Stile einer der klassischen Monsterjagden. Filme wie der weiße Hai oder MEG sind ja popkulturell kaum noch wegzudenken. Bei dem vorliegenden Stoff handelt es sich allerdings um einen etwas unüblicheren Ansatz. Christophe Bec (Szenario) und Paolo Antiga (Zeichnungen) schildern die Erlebnisse eines urzeitlichen Megalodon-Haies aus der Sicht des selbigen. Funktioniert dieser unkonventionelle Ansatz als Comic-Story?
Mensch vs. Instinkt
Ein Grundproblem, mit dem Christophe Bec bei seiner Idee konfrontiert ist, dürfte die Diskrepanz zwischen menschlichen Werten und Bewertungen und dem instinktgetriebenen Verhalten eines urzeitlichen Jägers darstellen. Von vorneherein stellt sich die Frage, wie man als Mensch eine POV-Geschichte aus der Sicht eines solchen Wesens schreiben soll. Jeglicher menschlicher Bewertungsmaßstab dürfte zum Scheitern verurteilt sein, weil das Tierreich sowieso anderen Regeln unterliegt und weil es sich dazu noch um ein Wesen handelt, das schon lange ausgestorben ist und über das wir nur sehr wenig wissen. Das spiegelt sich auch in der Geschichte von Bec wider. Ein richtiger Spannungsbogen lässt vergeblich auf sich warten und es handelt sich eher um eine Aneinanderreihung von Ereignissen. Mich konnte dieser Ansatz leider nicht wirklich überzeugen.
Überflüssiger Autor
Christophe Bec ist als Autor bei dieser Geschichte überflüssig. Die eigentliche Arbeit geht hier vom Zeichner Paolo Antiga aus. Die Aneinanderreihung völlig belangloser Ereignisse hätte Antiga mit Sicherheit auch alleine hinbekommen. Antiga macht seinen Job durchaus solide. Die Meeresszenen sind recht atmosphärisch und detailliert gestaltet. Wer künstlerische Umsetzungen nautischer Motive mag, könnte hier auf seine Kosten kommen.



Nur etwas für spezielle Geschmäcker
Insgesamt ist Megalodon von Christopher Bec und Paolo Antiga nur eingeschränkt zu empfehlen. Wer tiefgründige Geschichten sucht und spannende Plots mag, wird hier nichts dergleichen vorfinden. Es handelt sich bei Megalodon um eine bloße Aneinanderreihung von Ereignissen im Leben eines Megalodons und auch wenn Becs Ton manchmal philosophisch anmutet, verbirgt sich hinter seinen Worthülsen nichts als plattes Land. Trotzdem hat das Werk in künstlerischer Hinsicht seine Berechtigung. Wer Interesse an Urzeitwesen und nautischen Motiven hat, kann in die Illustrationen von Paolo Antiga mit großer Freude abtauchen.
