Year Zero – Band 1 (Rezension)
Zombieapokalypse multiperspektivisch!
Year Zero Band 1 von Benjamin Percy, Ramon Rosanas und Lee Loughridge, erschienen auf Deutsch 2021 im CrossCult Verlag, behandelt das Thema der Zombieapokalypse multiperspektivisch. Uns werden Einblicke in die Geschichten von Sara Lemons, einer Arktisforscherin, Daniel Martinez, einem mexikanischen Straßenjungen, Saga Watanabe, einem Auftragsmöder, Fatemah Shah, einer afghanischen Übersetzerin und B.J. Hool, einem amerikanischen Vorstadt-Prepper präsentiert. Dabei drehen sich alle Geschichten gleichermaßen um den Ausbruch der Zombieapokalypse.
In der Vorbereitung der Besprechung von Year Zero verschaffte ich mir zunächst ein Bild von anderen Meinungen zu diesem Werk. Die durchwachsene Kritik ist mir im Nachgang schleierhaft. Year Zero ist nicht unbedingt eine leichte Kost. Die Multiperspektivität und die verschiedenen Erzählstränge erfordern beim Lesen ein regelmäßiges umswitchen. Wenn Year Zero am Stück gelesen wird, mag diese Tatsache als wenig problematisch erscheinen. Diese vielen einzelnen Erzählstränge waren für einige Rezensenten aber der Ausgangspunkt einer Negativkritik, die ich so nicht teilen kann.
Ein erfrischender Ansatz mit dem Fokus auf das Menschliche
Der multiperspektivische Ansatz sticht aus der Masse an popkulturellen Zombie-Ergüssen auf erfrischende Weise hervor. Hinzu kommt, dass der Fokus nicht auf dem Umgang mit den Zombies liegt, sondern auf den Geschichten der einzelnen Protagonisten. Im Gegensatz zu Werken wie World War Z oder Dawn of the Dead, begegnen uns hier keine Zombiehorden, die für actionreiche Überlebenskämpfe sorgen, vielmehr baut sich der Grusel über das Nichtgezeigte aus. An vielen Stellen des Werkes ahnt man als Leser, dass im Hintergrund Zombies wüten, aber die Autoren zeigen dies nicht. Dadurch baut sich eine Spannung auf, die beim Lesen zu fesseln weiß.
Solide Comickunst
Die Zeichnungen von Ramon Rosanas sind nicht fotorealistisch, sondern eher durch einen cartoonigeren Stil geprägt. Einzelne Zeichungen erinnern an Panels aus Catwoman – Lonely City und an die Zeichnungen von Cliff Chiang. Insgesamt sind die Zeichnungen wunderbar koloriert und mit starken Kontrasten ausgestattet. Sie unterstützen die einzelnen Geschichten auch durch den Gebrauch eigener Farbpaletten für jedes Setting.
Wie geht es weiter mit den Protagonisten?
Band 1 hat viele Schauplätze eröffnet und auch historische Rückblenden über die Entstehungsgeschichte des Zombievirus gegeben. Das weckt großes Interesse auf den zweiten Band der Erzählung. Insgesamt kann ich nur eine klare Empfehlung für Year Zero abgeben. Dabei sollte das Werk nicht nur Fans von Zombiegeschichten begeistern, sondern auch diejenigen, die Interesse an Geschichten mit vielen Erzählsträngen haben und gerne einen Metablick auf eine Thematik werfen. Durch die vielen einzelnen Settings, die an unterschiedlichen Orten der Welt spielen, schaffen es die Macher des Werks uns einen erweiterten Blick auf das Setting einer apokalyptischen Welt zu ermöglichen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!