Laura (Rezension)

Laura Beitragsbild

Gefühlvolles Drama über unerfüllte Liebe

Laura vom mallorquinischen Comic-Künstler Guillem March, behandelt das Drama einer unerfüllten Liebe und setzt dabei – für March typisch – eine weibliche Hauptfigur in den Fokus. Zusätzlich bietet der Cross Cult Verlag, bei dem die deutsche Ausgabe erschienen ist, einige Kurzgeschichten von March und Hintergrundinformationen zum Autor und seiner Arbeitsweise. Kann dieses ausgiebige Gesamtpaket auch inhaltlich überzeugen?

Liebeskummer lohnt sich nicht, my darling!

In Laura begleiten wir die titelgebende Protagonistin bei der Verarbeitung ihres Liebeskummers. Auslöser für diesen ist die unerwiderte Liebe zu Marcos, mit dem Laura eigentlich nur sehr gut befreundet ist. Marcos ist aber mit Paz zusammen, die gerade im Ausland unterwegs ist. Es kommt bei einem gemeinsamen Strandtag von Marcos und Laura zu einem von Laura initiierten Kuss. Dabei wird die Freundschaft der beiden auf die Probe gestellt und es ist bereits abzusehen, dass dieses Geschehen zu einem Kontaktabbruch führen wird.

In der Phase tiefster Traurigkeit versucht die stürmische Elena ihre Freundin Laura wieder aufzubauen. Dabei setzt sie vor allem auf Partys und verführerische Typen. Laura lernt bei einer gemeinsamen Partynacht Luis kennen und flirtet mit ihm. Der Abend endet aber mit einem Absturz Lauras und der enttäuschenden Erkenntnis, dass Luis von Elena geküsst wurde. Elena entschuldigt sich dafür und wittert eigentlich ein Interesse von Luis an Laura. Beide trauen sich aber nicht den ersten Schritt zu machen…

Künstlerisch sehr generisch und stereotypisch

Den künstlerischen Stil von Guillem March kann man in Laura nicht mit viel Lob preisen. Die Charakterzeichnungen wirken teils etwas flach und haben mangaeske Züge. Die digitale Kolorierung und die Effekte, die nachträglich hinzugeführt wurden, lassen die Zeichnungen sehr generisch und austauschbar wirken. Ein besonderes Manko stellen die stereotypisch dargestellten Frauenfiguren dar. Alle haben perfekte Körper, die March aus immer wieder ausgiebig in Szene setzt. Das führt zu einer mangelnden Authentizität des Stoffes.

Wilde Jugend in der Retrospektive

Als älterer Leser wird man einige der beschriebenen Gefühlslagen der Protagonistin Laura aus der eigenen Jugend wiedererkennen. March beschreibt hier gut nachvollziehbar und gefühlvoll die Dramen in der Übergangsphase vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Zwischen Phasen der Niedergeschlagenheit und dem Bedürfnis nach Rausch und Party pendelt die jugendliche Seele durch die Unwägbarkeiten und Verunsicherungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt. Jüngere Leser werden hier Referenzen für ihre eigenen Gefühlslagen entdecken. Dabei gibt es verschiedene Identifikationsmöglichkeiten, bietet March doch sowohl mit Elena einen etwas ungestümen Charakter als auch mit Laura einen eher schüchternen und verunsicherten Charakter an. Unauthentisch wirkt dabei die körperliche Verunsicherung Lauras, stellt March sie doch mit schlankem und makellosem Körper dar, der auch immer wieder in freizügigen Szenen eine Rolle spielt.

Inhaltlich gehaltvoll, gestalterisch prekär

Laura beschäftigt sich feinfühlig mit den Themen, mit denen junge Menschen in besonderem Maße konfrontiert sind. Dabei schafft es March auch, die Perspektive von Betroffenen einzunehmen und die Verunsicherungen und Identitätsfragen eindrücklich zu bebildern. Leider fallen die Illustrationen aber sehr generisch und flach aus, was der starken digitalen Bearbeitung geschuldet sein mag. Darüber hinaus ist die Darstellung der Protagonistinnen kritisch zu betrachten. March legt einen besonderen Fokus auf freizügige Szenen und stellt seine Charaktere mit wenig authentischen Körperproportionen dar. Dieses Vorgehen wirft Fragen auf, scheint doch March an vielen anderen Stellen die Identitätskrisen von Jugendlichen mit viel Feingefühl darzustellen. Dass er mit diesen zum Teil stark sexualisierten Darstellungen völlig genormter Körper ein Schönheitsideal perpetuiert, das vor allem junge Menschen unter Druck setzt, schadet letztlich den ansonsten starken Inhalten.

© Cross Cult Verlag

Laura

von Guillem March

Erscheinungsdatum: 17.04.2023

Hardcover

104 Seiten

Erschienen beim Cross Cult Verlag

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