Year Zero – Band 2 (Rezension)

Zombieapokalypse mit altbewährten Zutaten

In Year Zero Band 2, auf Deutsch erschienen beim Cross Cult Verlag, versammelt Benjamin Percy erneut fantastische Comiczeichner, um seine Vision einer multiperspektivisch erzählten Zombieapokalypse mit neuem Stoff zu füttern. Wer dabei große Innovationen erwartet, wird schnell enttäuscht, denn Percy setzt exakt auf die gleichen Zutaten wie im ersten Band, allerdings gibt es neue Schauplätze und neue Charaktere. Dieses Mal folgen wir einem kolumbianischen Kartellboss, einem Arzt in Ruanda, einer schwangeren jungen Frau in einem Kaufhaus in den USA und einer Fischerin mit ihren zwei Enkeln auf einem Boot in Norwegen. Die Schauplätze sind also auch in Band 2 wieder weltumspannend und die Charaktere international. Eine vorherige Lektüre vom ersten Band ist absolut nicht notwendig.

Menschliche Abgründe auch ohne Zombies

Spannend an Percys Herangehensweise ist auch diesmal die Fokussierung auf die menschlichen Schicksale und Abgründe während der Zombieapokalypse. Wir fragen uns so manches Mal, von wem eigentlich die größere Bedrohung ausgeht: Mensch oder Zombie?

Dabei schafft es Percy sich trotz der multiperspektivischen Erzählweise nicht in Belanglosigkeit zu verlieren. Den Lesern verlangt der ständige Schauplatzwechsel allerdings einiges an Geduld ab, wird doch nach wenigen Seiten jedes Mal die einzelne spannende Geschichte wieder unterbrochen.

Solide Comickunst

Die Zeichnungen in Year Zero Band 2 sind von solider Machart. Die Farbgebung unterstützt wunderbar die verschiedenen Schauplätze und lässt ordentlich Atmosphäre entstehen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei eingeschobene Panoramabilder, die hyperreal gezeichnet sind und sich zwischen den einzelnen Kapiteln befinden. Ebenfalls interessant sind eingeschobene Textdokumente von Geheimdiensten, oder Briefe, die dafür sorgen, ein allumfassenderes Verständnis von den Geschehnissen auf der Welt beim Ausbruch des Zombievirus zu erlangen.

Unausgeschöpftes Potenzial

Die Herangehensweise von Percy ist eigentlich die perfekte Grundlage für ideenreiche Ergüsse des Storytellings. Leider schöpft Percy mit seinem Team dieses Potenzial nicht aus. Wie genial wäre es gewesen, wenn am Ende Zusammenhänge zwischen den einzelnen Geschichten deutlich geworden wären? Ähnlich wie es auch schon Filme wie „Babel“ ganz wunderbar inszeniert haben. Bedauerlicherweise verharrt jede Geschichte bei sich und spannt keinen Bogen zur Metaebene. Aber vielleicht wollte Percy uns auch genau das zeigen: In der Zombieapokalypse ist jeder allein. Hier gibt es nichts transzendentes. Nur Überlebenskampf.

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