George Orwell’s 1984 – Eine aktuelle Bestandsaufnahme
Wie die Science Fiction uns mahnt
An dieser Stelle möchte ich mich kurz einmal vorstellen. Ich bin nicht nur begeisterter Comic Fan und Science Fiction Liebhaber, sondern auch Wissenschaftler. Kürzlich habe ich einen Masterabschluss im sozialwissenschaftlichen Bereich erworben und werde in Kürze in eine wissenschaftliche Stelle an meiner Hochschule wechseln. Die Science Fiction Literatur hilft mir immer wieder dabei meinen Horizont zu erweitern und Gedankenexperimente durchzuspielen, die bei gewöhnlicher Betrachtung erstmal abwegig erscheinen. Ich oute mich hier mal: Ich bin ein großer Fan von dystopischen Settings. Vermutlich tangiert dieses Subgenre mein Interesse, weil diese düsteren Zukunftsvisionen uns mahnen, bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen mit Vorsicht zu genießen.
ISBN: 978-3-96219-102-3
Erschienen am: 28.04.2021
Szenario George Orwell, Sybille Titeux de la Croix
Zeichnung Amazing Ameziane
Übersetzg. Harald Sachse
Einband Hardcover, Book Seitenzahl 232 Band 1 von 1
Im Zeitalter von Big Data und Social Engineering, sollte uns immer bewusst sein, dass die Vorteile einer vernetzten Welt nur so lange vorhanden sind, wie die freiheitlich demokratische Grundordnung geschützt wird. Jeder kann sich ausmalen, was mit diesen Datenmengen passieren kann, wenn sie in die falschen Hände geraten.
Die aktuelle Entwicklung in Russland scheint uns diese Prämisse nochmal mit besonderer Unbarmherzigkeit vor Augen zu führen. Dort drohen jetzt Menschen, die gegen die russische Propaganda Widerspruch einlegen, unvorstellbare Strafen (https://www.tagesschau.de/ausland/europa/russland-mediengesetz-101.html).
Was George Orwell mit seinem Roman 1984 aus dem Jahr 1949 da ersponnen hat, scheint aktueller denn je. Durch unsere starke Abhängigkeit von digitalen Medien sind wir zu gläsernen Bürger_innen geworden. Ein beträchtlicher Teil unseres alltäglichen Lebens ist auf digitalen Landkarten detailliert rekonstruierbar. Wo haben wir gegessen? Was haben wir eingekauft? Mit wem haben wir geschrieben? Welche Hobbys verfolge ich? Welche politische Einstellung habe ich?
Autokratische Staaten können sich diese Daten schnell zu Nutzen machen, um die totale Kontrolle über seine Bürger_innen zu erlangen. Um diese Gefahr zu erkennen, müssen wir aber nicht erst nach Russland schauen: auch in unseren westlichen Demokratien, gib es politische Strömungen, denen solche Daten nicht in die Hände fallen dürfen. Demokratische Parteien der gesellschaftlichen Mitte haben ihren Anteil bei dem Schüren dieser Gefahren. Nehmen wir nur einmal die Gesetze zur Überwachung durch Staatstrojaner, oder das neue Polizeigesetz in NRW. Diese Gesetzesänderungen spielen all denjenigen in die Hände, die nur darauf warten, dass ihre Zeit gekommen ist. Menschen, die unsere Demokratie verachten und versuchen, die Gesellschaft zu spalten. Wir sollten gemeinsam alles Erdenkliche tun, um solche Dystopien nicht wahr werden zu lassen. Und bis dahin sollten wir uns mit allen Menschen in Russland solidarisieren, die trotz drohender Repressalien gegen Desinformation und Propaganda kämpfen. Wie uns das Ministerium für Wahrheit schon zeigen konnte: Wo Wahrheit aggressiv proklamiert wird, ist meistens keine Wahrheit zu finden.