Golden West (Rezension)

Golden West Beitragsbild

Western-Comic über den Niedergang der indigenen Völker in den Vereinigten Staaten

Mit Golden West von Christian Rossi ist im Splitter Verlag ein epochaler Wild-West-Comic auf Deutsch erschienen. Während wir in den meisten Genrevertretern mit den abenteuerlichen Geschichten weißer Präriehelden unterhalten werden, geht Golden West andere Wege.

Ein Indigener als Held

Der junge Apache Woan ist für die Beschwörung eines Fluches verantwortlich. Sein Stamm beschließt daraufhin Woan aus dem gemeinschaftlichen Gefüge zu verbannen. Woan lernt im Überlebenskampf mit der erbarmungslosen Wildnis auf sich alleine gestellt klarzukommen. Dabei muss er immer auf der Hut sein. Nicht nur die Natur birgt ihre Tücken, sondern vor allem Menschen verschiedenster Couleur.

Weiße Kolonialisten haben großes Interesse daran, die Gefahr indigenen Völker zu bannen, indem sie diese in Reservate sperren wollen. Dieses Schicksal droht auch Woans ehemaligen Stamm. Als Woan auf den legendären Apachenhäuptling Geronimo trifft, werden die Karten neu gemischt…

Wem gehört das Land?

Christian Rossi romantisiert den Wilden Westen nicht. Seine Geschichte weist mit kritischen Untertönen auf die Grausamkeit der weißen Kolonialisten hin, die getrieben vom Goldrausch jegliche Moral über Board warfen. Dass die Geschichte aus Sicht eines jungen Apachen erzählt wird, verleiht dieser Tatsache nur noch mehr Gewichtung. Wir begleiten die Indigenen Völker Amerikas bei ihren letzten Versuchen, die Zerstörung ihrer Lebensweise durch die weißen Kolonialisten zu verhindern. Auch wenn Woans Geschichte klassische Heldenepos und Abenteuerelemente enthält, wird die Erzählung durch die drohende Zeitenwende von einer gewissen Melancholie begleitet. Der Gesamtmix weiß also durchaus zu begeistern.

Der Sprung der Panels

Inhaltlich gibt es kaum etwas an Christian Rossis Golden West auszusetzen. Die Geschichte ist wunderbar inszeniert und geplottet. Was das Lesevergnügen allerdings etwas schmälert, sind die teils krassen Sprünge zwischen den Panels. Nicht immer ist eindeutig zu eruieren, was von einem Panel bis zum Nächsten geschehen ist. Das ist schade, ist die Geschichte doch eig. weitestgehend linear angesetzt. Die Lektüre wird dadurch unnötig voraussetzungsvoll. Wer also nur allzu unkonzentriert liest, weil er eine beiläufige Lektüre erwartet, wird hier schnell den Faden verlieren.

Das Spiel der Farben

Die erdigen Töne, die oft so intensiv leuchten, dass man die sengende Mittagssonne nahezu spüren kann, werden oft durch strahlend blaue Himmel konterkariert. Das ist ein visueller Genuss, der auch durch die gut gezeichneten Charaktere intensiviert wird. Dabei fokussiert sich Rossi vor allem auf Sepiatöne. Diese Herangehensweise wirkt besonders kunstvoll, muss doch bei einer reduzierten Farbpalette das Spiel der Tonwerte sitzen.

Auch für Genre-Neulinge geeignet

Western-Comics landen eher selten auf meinem Lesestapel. Christian Rossi machte es mir mit Golden West aber denkbar einfach, einen Zugang zur Thematik zu finden. Seine grandiosen Zeichnungen gepaart mit den spannenden Abenteuerpassagen und der richtigen Dosis an gesellschaftskritischen Momenten konnten auf voller Linie überzeugen. Der einzige Wermutstropfen lässt sich in den teils krassen und nicht immer nachvollziehbaren Sprüngen zwischen den einzelnen Panels finden. Insgesamt verdient Golden West eine klare Leseempfehlung für Western-Fans, aber auch solchen, die dem Genre mal ihre Aufmerksamkeit schenken möchten. Also los: Sattelt die Pferde und stürzt euch ins Abenteuer!

© Splitter Verlag

Golden West

ISBN: 978-3-98721-422-6

Erschienen am: 26.06.2024

Szenario Christian Rossi

Zeichnung Christian Rossi

Übersetzg.Tanja Krämling

Einband Hardcover

Seitenzahl 176 Band 1 von 1

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