Teufelsfisch (Rezension)
Manga von Susumu Katsumata über Wanderarbeiter im Atomkraftwerk und folkloristische Kurzgeschichten über japanische Mythen
Beim Reprodukt-Verlag ist der Manga Teufelsfisch erschienen, der verschiedene Arbeiten von Susumu Katsumata enthält. Katsumata, der selbst Kernphysik studierte, gibt hier erschreckende Einblicke in die prekären Verhältnisse von Wanderarbeitern in Atomkraftwerken. Vor dem Hintergrund hitziger Debatten über umweltpolitische Themen, scheinen die Geschichten Katsumatas von besonderer Aktualität zu sein. Neben den Geschichten der Wanderarbeiter liefert der Reprodukt-Verlag Kurzgeschichten mit folkloristischen Einschlägen über japanische Mythengestalten.
Durchwachsene Sammlung
Die Kurzgeschichten über die Wanderarbeiter sind interessant und sehr lehrreich. Spätestens seit den verheerenden Vorfällen im Atomkraftwerk von Fukushima, sind die Debatten über Atomkraft als vermeintlich saubere Form von Energie neu entfacht. Katsumata zeigt eindrücklich, in welchen lebensgefährlichen Verhältnissen Wanderarbeiter ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Nicht selten sterben Sie durch die hohe Strahlendosis früh an Krebs, oder sie kommen bei Arbeitsunfällen um. Menschen werden hier als Ressource abgenutzt und verbraucht. Wer die Atomkraft weiter bedingungslos lobt, sollte mal einen Blick in Katsumatas Werk werfen.
Die Geschichten über japanische Mythengestalten sind schwer zugänglich. Wer keine Vorkenntnisse über japanische Folklore mitbringt, könnte verwirrt zurückbleiben. Und selbst mit dem entsprechenden Vorwissen ist der Erzählstil Katsumatas sehr eigen. Es fällt mitunter schwer, den einzelnen Geschichten zu folgen. Figuren tauchen plötzlich auf und beteiligen sich völlig selbstverständlich an mitunter sehr kryptischen Dialogen. Dabei ist die Intention Katsumatas nicht immer nachvollziehbar. Wo will er mit seiner Geschichte hin? Welche Botschaft soll vermittelt werden? Ich konnte diese Fragen nicht immer beantworten.
Gewöhnungsbedürftige Zeichungen
Auch die Zeichnungen in Teufelsfisch sind streckenweise gewöhnungsbedürftig. Manche Panel bleiben ein Rätsel, weil nicht erkennbar ist, was Katsumata hier eigentlich darstellen will. Man könnte das positiv unter dem Label „Kunstfertigkeit“ positiv framen, aber all die Kunst bringt nichts, wenn die Message unerkannt bleibt.
Bedingt zu empfehlen
Der Fairness halber muss ich mich hier outen: Ich habe wenig Bezüge zu Manga. Teufelsfisch habe ich also aus der Sicht eines Manga-Neulings gelesen. Mich interessierten vor allem die Geschichten über die Wanderarbeiter und der politische Moment dieser lesenswerten Storys. Die folkloristischen Geschichten konnten mich nicht abholen. Sie waren zu kryptisch und vielleicht fehlten mir auch die Bezugspunkte zur japanischen Sagenwelt. Die Zeichnungen machten es teilweise nicht einfacher, der Geschichte zu folgen. Meine Kritik muss also gespalten ausfallen. Der Erste Teil von Teufelsfisch ist zu empfehlen, der zweite Teil ist vielleicht eher was für Genrekenner und Enthusiasten der japanischen Kultur.
Teufelsfisch
• Aus dem Japanischen von Daniel Büchner
• Lettering von Hanna Hannig / Font: Michael Möller
ISBN 978-3-95640-354-5
240 Seiten, scharzweiß, 13 x 19 cm, Klappenbroschur
1. Auflage: Januar 2024