Talion Opus 1 – Wurzeln (Rezension)

Talion Opus Beitragsbild

Vielversprechendes Setting aus Gothic- und Cyberpunkelementen

Das Cover von Talion Opus 1 zeigt bereits deutlich, welche ästhetischen Pfade Autor Sylvain Ferret hier, in seinem auf Deutsch beim Splitter Verlag erschienenen Werk, einschlagen wird. Er selbst bezeichnet diesen Stil als Gothic Cyberpunk und schafft mit diesem Stil-Mix eine ästhetische Innovation. Die Optik scheint zu stimmen, aber wie sieht es mit dem Inhalt aus?

Seuche und Dystopie

Die Story von Talion Opus 1 handelt von einer Seuche, die das ökologische System der Welt vollkommen zerstört. Wie für Dystopien üblich, wird der Kampf gegen die Seuche alles andere als solidarisch geführt. Die Armen sind mit versuchter Luft und verseuchtem Wasser konfrontiert, während die Reichen beide Lebensgrundlagen in bester Qualität genießen können. Die Tochter eines diese gut betuchten Mitglieder der oberen Kaste will einen anderen Weg einschlagen und wendet sich ihresgleichen ab, um den Armen in den unteren Bezirken bei Seite zu stehen. Hier trifft sie auf einen geheimnisvollen Einzelgänger, der auf der Suche nach einem Heilmittel ist…

Starke Welt, schwache Story

Sylvain Ferrets Zeichnungen sind kreativ und erzeugen eine dichte Atmosphäre, die dem Worldbuilding mehr als zuträglich ist. Das Setting aus Gothic und Cyberpunk scheint ganz ausgezeichnet zum dystopischen Ansatz zu passen. Dabei tragen die vielen Grautöne und kühlen Farben zur Bedrohlichkeit des Settings bei. Künstlerisch gibt es also kaum etwas auszusetzen. Schwieriger verhält es sich mit dem Storywriting. Sylvain Ferret greift hier auf gängige Klischees zurück und erzählt seine Geschichte scheinbar ohne Stringenz. Beim Lesen stellte sich phasenweise große Verwirrung ein, weil Figuren weder adäquat eingeführt werden, noch ihre Motive wirklich nachvollziehbar sind. Das sorgte für einen geschmälerten Lesegenuss. Besonders nervig wirkte hier der pseudointellektuelle philosophische Ansatz, der sich durch die Geschichte zieht. Als hätte der Autor versucht, die großen Schwächen der Geschichte mit philosophischem Klimbim zu verstecken.

Ein Start mit vielen Schwächen

So sehr der künstlerische Aspekt und das innovative Setting locken, muss man doch feststellen, dass der Auftakt von Talion Opus 1 inhaltlich große Schwächen mit sich bringt. Die Lektüre ist zwischendurch furchtbar anstrengend, was vor allem daran liegt, dass Erzählsprünge kaum nachvollziehbar sind und Charaktere nicht ausgiebig genug eingeführt werden. Man fragt sich zwischendurch immer wieder, welche Funktion die aktuell im Dialog befindliche Figur eigentlich erfüllen soll. Die philosophischen Anleihen wirken mitunter sehr konstruiert und gewollt und suggerieren, dass die Geschichte eine Tiefe besitzt, die sie zumindest im ersten Band in keinster Art und Weise zu zeigen vermag. Vielleicht lohnt es sich, den zweiten Band zur Güte für eine umfassendere Bewertung hinzuzuziehen. Für sich allein genommen kann mich Talion Opus 1 leider nicht überzeugen.

Talion Opus 1 – Wurzeln

Erschienen am: 22.11.2023

Zeichnung: Sylvain Ferret

Übersetzg.: Tanja Krämling

Einband: Hardcover

Seitenzahl: 64

Band: 1 von 3

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