China Li (Rezension)

China Li Beitragsbild

Das Schicksal einer jungen Chinesin, die Mafia und Kriegswirren Anfang des 20. Jahrhunderts

China Li von Jean-François Charles (Zeichnungen, Story), Maryse Charles (Story) behandelt das Schicksal einer jungen Chinesin Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Waisenkind gerät sie in die Fänge der chinesischen Mafia, deren Geschäfte mit Prostitution und Opiumhandel zu dieser Zeit boomt. Zhang Xi Shun der Chef der kriminellen Vereinigung erkennt schnell besondere Talente in China Li und entwickelt sich zu ihrem größten Förderer. Zunehmend gerät China unterdessen in kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Nationalisten und Kommunisten und durch die Besatzungsmacht der Japaner. In all den Wirren sucht China Li ihren Platz in der Welt…

Die Deutsche Ausgabe wird vom Splitter Verlag vertrieben. Wir wagen einen Blick in die abenteuerliche Lebensgeschichte von China Li.

Zwischen Wahrheit und Fiktion

Jean-François Charles und Maryse Charles mischen in ihrem gut recherchierten Werk China Li historische Fakten und Fiktion. Einige der in der Graphic Novel aufgeführten historischen Persönlichkeiten existierten in der Realität. Die Figur von Zhang Xi Shun machte die chinesische Unterwelt Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich unsicher. Auch einige Generäle oder die Person von Mao sind an den realen historischen Persönlichkeiten angelehnt. Die realen Begebenheiten nutzen Jean-François Charles und Maryse Charles aber lediglich als Gerüst, um ihren Plot an den äußeren Einflüssen im historischen China zu entspinnen. Dieses Vorgehen gelingt sehr gut, fühlt sich die Erzählung doch weitestgehend authentisch und historisch gut recherchiert an.

Etwas Oldschool

Der Zeichenstil von Jean-François Charles wirkt über weite Strecken der Erzählung etwas in die Jahre gekommen. Die Bilder wirken wenig farbintensiv und oft ausgewaschen. Besondere Probleme haben mir die Darstellungen asiatischer Menschen bereitet. Ihre Gesichter wirken oft „europäisiert“ und wenig authentisch. Leider beißt sich diese künstlerische Darstellung mit den harten gesellschaftskritischen Themen, die in China Li bearbeitet werden. Oft droht die ästhetisch in Kitsch abzudriften.

Künstlerisch wenig überzeugend, inhaltlich aber stark!

Auch wenn die Optik von China Li nicht wirklich ansprechend ist, sorgt die Erzählung dennoch für Unterhaltung. Wir erfahren viel über die chinesische Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts und über die politischen Spannungen und Kriege, mit denen die Menschen dort konfrontiert waren. Dabei werden auch harte Themen wie Folter und Vergewaltigungen aufgegriffen. Die Lektüre bleibt den Lesern so sicherlich an manchen Stellen im Halse stecken.

Bedauerlicherweise wirkt die Lektüre durch die merkwürdigen künstlerischen Ausarbeitungen häufig wie ein surrealer Fiebertraum, vor allem an den Stellen, an denen harte Themen besprochen werden. Die etwas unbeholfene Darstellung asiatischer Menschen raubt der Geschichte zusätzlich häufig die Authentizität. Insgesamt lohnt sich ein Blick in China Li dennoch, denn die Autoren haben hier eine windungsreiche Geschichte vorgelegt, die durch die Spielorte rund um den Globus die Spannung über die gesamte Lektüre aufrechterhalten kann. Außerdem erfährt man einiges über die chinesische Geschichte, das in unserem Geschichtsunterricht großzügig ausgeklammert wird.

China Li

ISBN: 978-3-98721-379-3

Erschienen am: 24.07.2024

Szenario Jean-François Charles, Maryse Charles Zeichnung Jean-François Charles

Übersetzg. Tanja Krämling

Einband Hardcover

Seitenzahl 264

Band 1 von 1

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