Outline (Rezension)

Outline Beitragsbild

Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein. Vor allem nach der Schulzeit.

Jean-Paul Sartres berühmtes Zitat bringt es auf den Punkt: Mit dem Ende der Schulzeit beginnt eine Phase, die von der neu gewonnenen Freiheit ebenso geprägt ist wie von der Überforderung, die diese mit sich bringt. Gleichzeitig wird diese Zeit oft von tiefgreifenden Veränderungen im persönlichen Umfeld begleitet. Freundschaften entfremden sich, Beziehungen zerbrechen, und neue Wege öffnen sich. In Outline greift Michèle Fischels genau diese Themen und Gefühle auf. Ihr kürzlich im Reprodukt Verlag erschienenes Debüt entstand im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Masterstudiengang Design an der Fachhochschule Münster. Wir werfen einen genaueren Blick auf dieses bemerkenswerte Werk.

Das Ende naht

Das Ende der Schulzeit rückt für Ben, Clara, Andreas und ihre Mitschüler unaufhaltsam näher. Die letzten Prüfungen stehen bevor, und Ben sehnt sich danach, die verbleibende Zeit mit seiner Freundin Clara zu genießen. Doch Clara zieht sich zunehmend von ihm zurück, was Ben immer mehr verunsichert. Auch mit Andreas, einst einer seiner engsten Freunde, hat sich das Verhältnis merklich abgekühlt. Die Gründe dafür liegen möglicherweise in Andreas‘ privatem Umfeld, denn er steckt in einer toxischen Beziehung fest. In den letzten Tagen vor dem Schulabschluss begleiten wir die drei Hauptfiguren und erfahren bald die wahren Hintergründe für ihr rätselhaftes Verhalten…

Stilvolle Unterhaltung

In Outline verbindet Michèle Fischels ihre Zeichenkunst mit einer emotionalen Geschichte, die sie ruhig und unaufgeregt erzählt. Mit leichten, lockeren Strichen haucht sie ihren Figuren Leben ein und geht dabei bewusst spielerisch mit Farbflächen um. Diese dürfen gerne über die Outlines hinausragen und verstärken so den lockeren, fast flüchtigen Charakter ihrer Illustrationen – der perfekte Stil für eine Coming-of-Age-Geschichte, die von Identitätssuche und persönlichen Umbrüchen handelt. Sowohl der Zeichenstil als auch die Kolorierung fangen den melancholischen Grundton des Werks auf eindrucksvolle Weise ein.

Klare Empfehlung

Wer Coming-of-Age-Geschichten liebt und einen Hang zu unkonventionellen Zeichenstilen hat, wird an Michèle Fischels’ Debüt Outline seine Freude haben. In ihrem Erzählstil, der von einem Hauch Melancholie durchzogen ist, erinnert sie an Werke wie Blankets von Craig Thompson. Die Story entfaltet sich zwar gemächlich, bleibt jedoch spannend, weil das Verhalten der Protagonisten immer wieder Fragen aufwirft, die auf spätere Auflösungen drängen. Am Ende bietet Outline großes Identifikationspotenzial, besonders für Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebensphase befinden. Auch wenn die eigene Schulzeit längst hinter einem liegt, fühlt sich hier das ein oder andere Verganenheits-Ich durch Outline sicher gut verstanden.

© Reprodukt Verlag

Outline

Michèle Fischels

€24,00

ISBN 978-3-95640-429-0


208 Seiten, farbig, 16,5 × 22 cm,

Klappenbroschur

1. Auflage: September 2024

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