Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio (Rezension)

Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio Beitragsbild

Die Deutsche Botschaft in Japan zur Zeit des Zweiten Weltkrieges

Isabel Kreitz bearbeitet in Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio, erschienen beim Reprodukt Verlag, ein bisher eher unbekanntes Kapitel in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Die Geschichte handelt von Richard Sorge, einem Spion der Sowjetunion, der in der Deutschen Botschaft in Japan ein und aus ging. Dabei sagte er fast auf den Tag genau den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion voraus. Was wie ein Agententhriller anmutet, präsentiert sich doch in ganz unerwarteter Form. Wir wagen einen Blick in das Werk!

Charakterfokussierte Erzählung

Auch wenn das Potenzial dafür vorhanden wäre, ist Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio alles andere als ein Agententhriller. Isabel Kreitz nimmt sich viel Zeit, um die Verstrickungen Richard Sorges in der deutschen Botschaft in Japan nachzuerzählen. Dabei liegt der Fokus auf den Charakteren und Action oder allzu große Spannungsbögen sucht man vergebens. Beachtlich ist hier vor allem die Recherchearbeit von Isabel Kreitz, die in den Vorarbeiten vermutlich viel Zeit mit historischen Quellen verbracht hat. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund der großen Anzahl an involvierten historischen Persönlichkeiten.

Der Bleistift als Markenzeichen

Isabel Kreitz hat sich mit ihren detaillierten Bleistiftzeichnungen mittlerweile einen Namen gemacht. Ihre Adaption von „Die Entdeckung der Currywurst“ als Graphic Novel sorgte zuletzt für große Beliebtheit bei den Lesern. Hier knüpft sie in Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio nahtlos an. Ihre Zeichnungen überzeugen durch viel Liebe zum Detail. Da werden selbst Badezimmerarmaturen mit perfekt sitzenden Glanzpunkten, die eigentlich nur den Hintergrund schmücken sollen, plötzlich sogar zu den heimlichen Stars der Illustrationen. Nur in wenigen Fällen führt die Darstellung der Charaktere zu Verwechslungsproblemen, hier wäre noch Luft nach oben gewesen.

Man muss dran bleiben

Die Erzählung plätschert zwar nur allzu oft so vor sich hin und über weite Strecken passiert nichts besonders Aufregendes, trotzdem muss man an der Lektüre dran bleiben. Isabel Kreitz nimmt sich immerhin 256 Seiten lang Zeit, um die Geschehnisse rund um Richard Sorge auszubreiten und aufgrund der dichten Vernetzungen der Charaktere, bedarf es eines gewissen Maßes an Konzentration, um der Story adäquat folgen zu können. Zum besseren Verständnis liefert Isabel Kreitz aber im Anschluss ihrer Geschichte historische Hintergründe und Zusatzmaterial mit. Dafür gibt es definitiv einen Daumen nach oben!

Für historisch Interessierte

Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio dürfte am ehesten historisch interessierten Menschen gefallen. Dadurch, dass es sich bei Kreitz‘ Stoff um ein bisher eher unbekanntes Nischenthema handelt, wird Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio wohl kaum bei einem breiten Publikum auf Interesse stoßen. Die dichte, aber recht langsame Erzählweise mit dem starken Fokus auf die Charaktere erfordert beim Lesen ein gewisses Maß an Konzentration. Das fühlt sich zwischendurch nach Arbeit an, lohnt sich aber, da Kreitz hier wunderbar ein bisher unbekanntes Kapitel der Geschichte beleuchtet. Die zusätzlichen historischen Hintergründe im Anhang sind dabei auch äußerst informativ und helfen die Geschehnisse noch besser nachvollziehen zu können. Wer Interesse an historischen Stoffen hat, sollte mal einen Blick in die Lektüre werfen!

Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio

ISBN 978-3-95640-421-4

256 Seiten, schwarzweiß

17,5 x 24,6 cm, Hardcover


1. Auflage: Juli 2024

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