Ein verdammter Handschlag (Rezension)
Dämonischer Zuwachs für die deutsche Comicszene
Ein verdammter Handschlag ist das Debütwerk von Autor Matze Roß und Zeichner Jan Bintakies und ist frisch im Splitter Verlag erschienen. Das Team von Ein verdammter Handschlag hat erst kürzlich durch eine Kickstarter-Kampagne auf sich aufmerksam gemacht. Durch die Kampagne wollten Roß und Bintakies Deluxe-Ausgaben ihres Werkes beim Splitter Verlag anbieten. Wir überprüfen, ob auch der Inhalt Deluxe ist und warum Handschläge auch nach Corona noch uncool sind!
Ein höllischer Händedruck
In Ein verdammter Handschlag lernen wir den Protagonisten Luca Stoffels kennen, der sich ziemlich schnell als klassischer Loser entpuppt. Stoffels lebt in den Tag hinein, hat dauerhaft Geldprobleme und eine verrückte Stalkerfreundin, die ihm den letzten Nerv raubt. Um an Geld zu gelangen, treibt sich Stoffels mit zwielichtigen Gestalten herum, die ihm gefährlich werden, als er bei einem Job den teuren Wagen der Ganoven im Hafenbecken versenkt. Nun muss schleunigst Geld her und was könnte es besseres geben als 6000 Euro für einen Handschlag geboten zu bekommen. Der etwas gruselige Bosch unterrichtet Stoffels allerdings darüber, dass der Handschlag ihn dazu verdammt, seine Seele an einen Dämon zu verkaufen. Hätte Stoffels die Warnung ernst genommen, wäre ihm einiges an Ärger erspart geblieben. Jetzt hat er nur noch 24 Stunden Zeit jemand anderes seinen Handschlag anzubieten, um den dämonischen Deal auf denjenigen zu übertragen. Als wäre das nicht genug, sind ihm auch noch die Gangster auf der Spur, in deren Schuld Stoffels steht…
Deutsche Comictradition, die etwas aus der Zeit gefallen ist
Ein verdammter Handschlag strahlt etwas aus, das an alte Zeiten der deutschen Comicindustrie erinnert. In den 90ern war Brösels Werner Thema auf jedem deutschen Schulhof. Bunte Bildchen und völlig absurde onomatopoetisch inszenierte Dialoge mit viel Rülps und Wemms und Rumms. Hier knüpft Ein verdammter Handschlag nahtlos an. Die Dialoge wirken unauthentisch, gewollt cool und sind mit allerlei Lautmalereien unterlegt. Auch die Geschichte des Losers, der in ein krasses Abenteuer geworfen wird, scheint wenig Innovation mit sich zu bringen. Die Autoren übernehmen sich an einigen Stellen mit ihren Erzählsträngen und finden nur schwerfällig zu einem funktionierenden Plot zurück. Insgesamt handelt es sich hier um recht seichte Kost, die ihren Lesern nicht allzu viel abverlangt.
Bunte kontrastreiche Bildchen mit Abzug in der B-Note
Die Zeichnungen von Jan Bintakies passen in ihrer cartoonigen und bunten Gestalt hervorragend zum Ulk der Story. Die einzelnen Charaktere wirken dabei gewollt überspitzt und passen sich so dem absurden Humor der Geschichte an. Leider mangelt es den Zeichnungen oft an Details, die für ein immersives World-Building unerlässlich sind. Einige Zeichnungen sind dabei so sehr geschludert, dass der Inhalt teilweise verschleiert bleibt. Was zum Geier stellt diese Zeichnung dar?
Seichte Unterhaltung mit ulkigen Charakteren
Wer eine Lektüre sucht, die ihm wenig abverlangt und dabei möglichst abgedreht und rasant ist, wird mit Ein verdammter Handschlag glücklich werden. Für alle anderen bleibt nach der Lektüre wenig übrig. Weder die Charaktere bleiben groß in Erinnerung, noch der Plot weiß langfristig zu beschäftigen. Gestelzte Dialoge erinnern oft an die 90er oder 2000er Jahre und wirken daher irgendwie aus der Zeit gefallen. Wer redet denn bitte heute so? Hier hätte dem Werk ein wenig mehr Authentizität gutgetan. Und trotzdem bleibt festzuhalten, dass Bintakies und Roß mit viel Mut und Ehrgeiz den deutschen Comicmarkt mitgestalten wollen. Auch ihre Kickstarter-Kampagne zeugt von großer Leidenschaft für das Genre. Ebenfalls erwähnenswert ist das Engagement des Splitter-Verlages, der auch Zuwachs der Comicszene eine Plattform bietet. Das ist alle mal unterstützenswert!