Killadelphia Volume 1: Sins of the Father (Rezension)

Vampire, Vater-Sohn-Konflikte und eine Lehrstunde amerikanischer Geschichte

Rodney Barnes und Jason Shawn Alexander liefern in ihrer 2020 erschienenen Paperback Variante zu Killadelphia einen Auftakt, der es in sich hat.

Kolonialismus, Gesellschaftskritik und eine intensive Vater-Sohn-Geschichte verschmelzen unaufdringlich und authentisch zu einem relevanten narrativen Glanzstück.

In Killadelphia Volume 1: Sins of the Father kommt ein Vorstadtpolizist zurück nach Philadelphia, um seinen ermordeten Vater Detective James Sangster Sr beizusetzen. Dabei stößt er in den Hinterlassenschaften auf Notizen, die ihn schon bald damit konfrontieren, welchem Horror sein Vater auf den Spuren war und was zu seinem Tod führte. Die Nachforschungen zeigen schon allzu früh, dass Detective James Sangster Sr nicht so ganz gestorben ist und in der Dunkelheit Legionen lauern, auf die das ebenso zutrifft…

Kongeniale Vernetzung von spannender Fiktion und gegenwartsrelevanten Themen

Wie bereits angedeutet, schafft Rodney Barnes mit Killadelphia Volume 1: Sins of the father einen gelungenen Spagat zwischen Fantastik und realen gesellschaftspolitisch relevanten Themen. So greift er unaufgeregt und erzählerisch sensibel Themen wie Kolonialismus, Rassismus und den Gründungsakt der Vereinigten Staaten von Amerika auf und setzt in verspielter Manier Knotenpunkte zur fantastischen Rahmenhandlung.

So wird z. B. John Adams, der zweite Präsident der Vereinigten Staaten, zum Anführer einer Vampirrevolution im Hier und Jetzt. Seine Verwandlung zum Untoten vollzieht Adams durch kolonialistische Verbindungen auf einer Karibikinsel. Bemerkenswert dabei ist, dass Rodney Barnes dabei die Geschichte nicht mit politischen Themen überfrachtet, sondern gezielt einige geschickt ausgewählte Akzente setzt, die für narrative Tiefe sorgen.

Ein künstlerischer Meilenstein

Jason Shawn Alexander (u. a.) hat hier ein künstlerisches Meisterwerk geschaffen. Die Zeichnungen orientieren sich an mit Schauspielern inszenierten Fotografien und können dadurch mit realistischen und dynamischen Bewegungsabläufen überzeugen. Dabei bleiben die einzelnen Panels jedoch nicht steril und kammerspielartig, vielmehr ergänzt Alexander seine Zeichnungen mit detaillierten Hintergründen und stilistisch überformten Accessoires, wie Blutspritzer oder in die Sicht des Lesers springende Gedärme. Es entsteht so eine Mischung aus fotorealistischen Elementen, die mit grausamer Wucht von den Heimsuchungen des fantastisch aufgegriffenen Horrors herausgefordert werden.

Killadelphia ein englischsprachiger Geheimtipp

Killadelphia Volume 1: Sins of the father ist bisher nicht auf Deutsch erschienen. Dafür wurden aber die Einzelhefte bei Image Comics zu handlichen Paperbacks zusammengefasst. Das Englisch ist durchaus herausfordernd, kann daher aber wunderbar für das Trainieren neuer Vokabeln herhalten. Eine Lektüre in Originalsprache lohnt sich hier besonders, weil die kulturelle Prägung des Comics, die für die Story so immens wichtig ist, dadurch besser zur Geltung kommt.

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