Origins (Rezension)
Endzeitatmosphäre in Aquarell
An Origins hat gleich eine ganze Schar von Autoren und Zeichnern mitgearbeitet. Arash Amel, Clay McLeod Chapman, Jakub Rebelka, Patricio Delpeche, Joseph Oxford und Lee Toland Krieger – alle haben ihre Finger im Spiel. Mir Arash Amel hat auch ein Drehbuchautor und Filmproduzent seine Anteile an der Idee zur Story. Das verspricht Großes: aber kann Origins punkten?
Origins war ein Impulskauf. Beim Stöbern im Comicladen hat mich die künstlerische Gestaltung sofort in ihren Bann gezogen. Hier wird aquarellige Endzeitstimmung geboten, die auf unkonventionelle Weise genretypische Plots bedient. Und trotzdem sticht Origins hervor. Das Mitwirken von Drehbuchautoren und Filmproduzenten macht aus Origins aber keinen Blockbuster, im Gegenteil – wir haben es hier mit nischiger Indipendent-Kost zu tun.
Eine entfesselte K.I.
Die Geschichte handelt von einer postapokalyptischen Welt, in der eine künstliche Intelligenz Besitz über weite Teile der Ökosphäre übernommen hat. In diesem Setting wächst David als letzter Mensch, begleitet von der Androidin Chloe, auf. Die infizierte Ökosphäre hat es dabei auf David abgesehen, denn die Auslöschung der Menschheit scheint oberstes Ziel der K.I. zu sein, die auch „das Netzwerk“ genannt wird.
Atmosphärische Endzeitbilder
Origins punktet mit seinen starken Bildern. Wir werden in ein dystopisches New York der Zukunft mitgenommen, in dem weite Teile der Stadt vom Dschungel ergriffen wurden. Dabei finden sich über alle Maßen ästhetisch in Szene gesetzte Panels, in der die Protagonisten reale Schauplätze in New York besuchen, wie z.B. das American Museum of Natural History in Manhatten. Hier schaffen es die Macher richtig Atmosphäre aufkommen zu lassen. Der unkonventionelle Zeichenstil, der sich irgendwo zwischen Aquarell und „Kartoffeldruck“ wiederfindet, unterstreicht das ganze auf magische Art und Weise.
Ausgetretene Story-Pfade
Die Story von Origin würde für sich genommen nur wenig überzeugen. Hier betreten die Autoren ausgetretene Pfade, die bereits von anderen Sci-Fi-Koryphäen zu Genüge ausgeschlachtet wurden. Die Geschichte scheint aber auch zweitrangig zu sein. Sie macht Platz für durch und durch atmosphärische Kunst und Bilder, die für sich selbst zu sprechen vermögen.
Sich in Bildern verlieren
Origins richtet sich vor allem an Menschen, die Ästhetik und Atmosphäre suchen. Wer sich gerne lange in Bildern verliert und sich dabei wegträumt, der findet bei Origins genug Futter für zwei schöne Abende im Lieblingssessel. Wenn man dann noch eine Affinität zu dystopischen Science-Fiction-Geschichten hat, dann ist es ein klares Match! Menschen, die innovative Geschichten suchen und denen künstlerische Aspekte egal sind, sollten sich nach anderen Werken umschauen. In dieser Hinsicht ist Origins wenig originell.
Origins ist 2021 im Hardcover-Format im Cross Cult Verlag erschienen, hat 144 Seiten und ist für 22 Euro erhältlich.