Post Americana (Rezension)

Trash, Action, Blut und eine Prise Gesellschaftskritik

Das sind die Zutaten für den unerwartet unterhaltsamen Titel Post Americana von Steve Skroce (Autor) und Dave Stewart (Zeichner), der auf Deutsch am 22.08.2022 im Cross Cult Verlag erscheint. Bereits das Cover offenbart uns die Gangart dieses Werkes. Als Leser erwartet man irgendwas zwischen „Team America“ und „Mad Max“. Tatsächlich bekommt man auch genau das geliefert. Skroce und Stewart bedienen sich der Szenerie des verkommenen Ödlandes und setzen dabei auf trashigen Humor und explizite Gewaltdarstellung. Erstaunlicherweise funktioniert diese Mischung, ohne für allzu viel Kopfschütteln zu sorgen. Die dargestellte Welt scheint in sich stimmig und authentisch und die Geschichten der Hauptcharaktere wecken Interesse am weiteren Verlauf der Story. Dabei sorgen Schauplatzwechsel zusätzlich für abenteuerliche Elemente. Egal ob mutierte Killerhühner, Kannibalen oder verwilderte Freizeitparkroboter – der Kreativität von Skroce und Stewart scheint kaum etwas im Wege zu stehen.

Pulpige Optik mit Retrofeeling

Die Zeichnungen von Stewart sorgen für pulpige Retrogefühle. Sie scheinen perfekt zum trashigen Ansatz von Post Americana zu passen. Wer auf hyperrealistische Zeichnungen steht, wird hier enttäuscht, aber Freunde der klassischen Comickunst kommen voll auf ihre Kosten. Stewart scheut sich auch nicht davor, die Gore-Elemente bis ins kleinste Detail darzustellen. So sind bei der Kleidung der Kannibalen menschliche Gesichter eingearbeitet. Das ist nichts für schwache Nerven!

Gesellschaftskritik inklusive

Wie zu erwarten, gibt es in Post Americana auch eine Prise Gesellschaftskritik. Sie ist aber relativ oberflächlich eingearbeitet und springt dem Leser nicht mit aller Kraft ins Gesicht. Wenn der Präsident der „Bubble“ (einem geschützten Habitat in einem Berg), der den Anspruch erhebt, der Präsident aller Amerikaner zu sein, seine Reden hält, dann drängen sich Bezüge zum Pathos gegenwärtiger politischer Reden auf. Auch die Darstellung der Mutter des Präsidenten zielt auf Kritik an der Celebrity Welt ab. Tiefe philosophische Fragestellungen oder explizit politische Satire sind bei Post Americana allerdings nicht zu finden.

Überraschend unterhaltsam

Trotz der Oberflächlichkeit des Werkes und der unausgeschöpften gesellschaftskritischen Keule weiß Post Americana zu unterhalten. Vielleicht sind es diese kleinen „What the F***“ Momente, die immer wieder für großes Staunen sorgen. Man mag sich fragen, was Skroce und Stewart bei der Arbeit an diesem Werk konsumiert haben. Vieles spricht gegen Baldriantee und Dinkelkekse! Wenn ihr etwas mit gut gemachten Nonsens anfangen könnt und auch die Optik vergangener Comicepochen liebt, bekommt ihr hier ein stimmiges Werk, das für ein paar lustige Leseabende herhalten kann.

© Cross Cult Verlag

Post Americana

Erschienen im Cross Cult Verlag

von

  • Dave Stewart
  • Steve Skroce

Erscheinungsdatum: 22.08.2022

16×24, HC, 4c, 168 Seiten

Genre:

  • Science-Fiction
  • Action/Adventure
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2 Antworten

  1. September 26, 2022

    […] REZENSIERT VON:  ComicGinger | Phantastik […]

  2. Oktober 16, 2022

    […] Auch im Comicbereich wurde das Thema bereits ausgiebigst bearbeitet, zuletzt zum Beispiel durch Post Americana von Dave Steward und Steve Skroce, wenn auch hier mit humoristischem Ansatz. In dieser Menge an […]

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