Undiscovered Country – Band 1 (Rezension)

Ein abgedrehter Kommentar über die Abgründe der amerikanischen Gesellschaft

In Undiscovered Country von Charles Soule, Daniele Orlandini, Guiseppe Camuncoli, Matt Wilson und Scott Snyder, erschienen auf Deutsch beim CrossCult Verlag 2021, geht es um eine dystopische Version unserer Welt, in der ein tödliches Virus die Menschheit plagt und der amerikanische Kontinent sich komplett abgeschottet hat.
Durch die lange Zeit der Abschottung sind die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten von Amerika für Menschen in der Euro-Afrikanischen Allianz und für Menschen in der Panasiatischen Prosperitätszone ein großes Rätsel. Eine Gruppe von Menschen wird in dieser Ausgangslage auf eine Reise in die USA geschickt, weil sich dort angeblich ein Heilmittel gegen das tödliche Sky-Virus befindet.

Eine Collage aus Symbolen der amerikanischen Kultur

In dieser abgedrehten Vision eines futuristischen Amerikas betten die Autoren collagenhaft immer wieder kulturelle Objekte amerikanischer Geschichte ein. So heißt einer der Hauptprotagonisten Samuel Engin, scheint eine Kopie von Uncle Sam zu sein, und die Menschen, die er um sich schart, werden die „schweigende Minderheit“ genannt. Was wie ein ekstatischer Trip aus abgedrehten Zukunftsvisionen wirkt, hat einen reellen Kern, der tief in der amerikanischen Geschichte verwurzelt zu sein scheint. So wird z.b. der amerikanische Freiheitsdiskurs von der Gefolgschaft des Antagonisten „Destiny Man“ in ihren Leitspruch „Lebt frei oder sterbt!“ aufgegriffen und überspitzt. In einzelnen Panels findet man gesellschaftskritische Untertöne, so z.B., wenn es um Sklaverei geht.

Auch aus künstlerischer Perspektive ein Blockbuster

Die Story von „Undiscovered Country“ scheint das Material für einen klassischen Blockbuster zu liefern, denn das abgedrehte und futuristische Setting wird durch die künstlerische Gestaltung der Story zu einem wahren Augenschmaus. Die einzelnen Panels überzeugen durch Detailreichtum und gut gewählte Farbpaletten. Zwischen den einzelnen Kapiteln werden Zitate von verschiedenen Zeitzeugen prominent in Szene gesetzt, was der Atmosphäre der Geschichte einen zusätzlichen Auftrieb verleiht.

Wie geht die Geschichte weiter?

Mit Band 1 hat es das Autoren- und Künstlerteam geschafft, die fiktive Welt, in der „Undiscovered Country“ spielt, in sich kohärent und glaubwürdig einzuführen. Nach der Lektüre von Band 1 bleiben einige Fragezeichen offen, die Interesse an der weiteren Geschichte wecken. Wer gerne gesellschaftskritische Stoffe mag, aber trotzdem nicht auf einen leicht zugänglichen popkulturellen Stil verzichten möchte, kann hier beherzt zugreifen. „Undiscovered Country“ bietet Unterhaltung auf zwei Ebenen: Eine actionreiche und spannungsgeladene oberflächliche Ebene und eine tiefgreifende gesellschaftskritische, die zum Decodieren ihrer Intention einlädt.

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