Valhalla Hotel 2: Eat the Gun (Rezension)

Valhalla Hotel 2: Eat the Gun Beitragsbild

Auch in der Fortsetzung schrecken Patrice Perna und Fabien Bedouel nicht vor allerlei unterhaltsame Absurditäten zurück

Explosionen, übernatürliche Fähigkeiten und mutierte Nazis – im neuen Band Valhalla Hotel 2: Eat the Gun der abgefahrenen Serie, die auf Deutsch 2023 beim Splitter Verlag erschienen ist, nehmen Patrice Perna und Fabien Bedouel nochmal richtig Fahrt auf. Wir werfen einen Blick auf die neue Fortsetzung und prüfen, ob die verrückte Geschichte weiterhin zu unterhalten weiß!

Mysteriöse Entführungen im konservativen amerikanischen Hinterland

Im zweiten Teil von Valhalla Hotel 2: Eat the Gun steht die Suche nach dem vermissten Ping-Pong-Spieler und potenziellen Teilnehmer der Ping-Pong-Regionalmeisterschaft in Albuquerque, Lemmy im Mittelpunkt. Coach Malone versucht im konservativen amerikanischen Hinterland Informationen über das plötzliche Verschwinden des schweigsamen Sportlers zu ergattern. Dabei scheint Betty, die Stellvertreterin des Sheriffs als Einzige eine Beteiligung des Hotelpersonals vom Valhalla Hotel in Betracht zu ziehen. Auf ihren Vorgesetzten ist bisweilen zunächst kein Verlass, hegt er doch eine gute Verbindung zur Managerin des Valhalla Hotels. Im zweiten Band bekommen wir außerdem weitere Einblicke in die mysteriösen Labore unterhalb des Hotels. Welche perfiden Experimente führt die Belegschaft des Hotels hier durch und was hat es mit den mutierten Schweinemenschen auf sich?

Stumpfsinn mit versteckter Gesellschaftskritik

Auf den ersten Blick wirkt Valhalla Hotel 2: Eat the Gun wie herrliche stumpfsinnige Unterhaltung. Herrlich wird sie aber vor allem dadurch, dass sie mit amerikanischen Klischees spielt. Der Sheriff von Flatrock scheint so ziemlich jede stereotypische Vorstellung des konservativen texanischen Hinterlandes in sich zu vereinen. So starten wir in Valhalla Hotel 2: Eat the Gun in einer streng konservativen Baptistenkirche. Hier wird der Sheriff beim Gottesdienst unterbrochen, um bei einem Fall die Fährte aufzunehmen. Immer wieder wird auch Homophobie unter den Einwohnern von Flatrock thematisiert. Sie zeigt sich zum Beispiel in der Annahme vieler Einwohner, dass Coach Malone und sein Ping-Pong-Zögling Lemmy eine Liebesbeziehung hätten. Platonische Männerfreundschaften scheinen offensichtlich unvorstellbar zu sein. Die dunkelhäutige Protagonistin Meli, die Betty bei ihren hartnäckigen Ermittlungen unterstützt, wird immer wieder mit rassistischen Äußerungen konfrontiert.

Das Lachen bleibt im Halse stecken

Der Rassismus, der Sexismus und die Homophobie des amerikanischen Hinterlandes, werden in einer Art und Weise aufgegriffen, bei der das Lachen oft im Halse stecken bleibt. Der düstere Humor scheint aber zu einer kritischen Betrachtung erzkonservativer Strömungen im ländlich geprägten Amerika einzuladen. Was hier so absurd serviert wird, ist in vielen Regionen der USA Realität. Spannend bleibt die Frage nach der Rolle, die der dunkelhäutigen Protagonisten im letzten Teil von Valhalla Hotel zuteilwird. Schon jetzt scheint sie als eine der wenigen Figuren, die Absurdität und die Rückschrittlichkeit der Gemeinde „Flatrock“ zu entlarven und aus den Angeln zu heben. Die Gegensätze, mit denen Patrice Perna und Fabien Bedouel spielen, scheinen auch noch Potenziale für den Abschluss der Reihe bereitzustellen.

Roter Wüstensand und azurblauer Himmel

Fabien Bedouel schafft es ein authentisches Setting im trockenen amerikanischen Hinterland zu kreieren. Es dominiert der rote Wüstensand und der wolkenlose azurblaue Himmel. Die Zeichnungen der Charaktere haben teilweise karikativen Charakter. Das Spiel mit Stereotypen ergänzt Bedouel mit überzeichneter Mimik und starken Gesten. In Verbindung mit den schlagfertigen und rasant inszenierten Dialogen, entsteht auch im zweiten Teil von Valhalla Hotel ein „tarantinoeskes“ Setting. Bedouel hält sich mit Details bei den Hintergründen zurück, was den Figuren mehr Raum gibt, um zu wirken. Das scheint den aberwitzigen Dialogen und skurrilen Beziehungen zwischen den Protagonisten zugute zu kommen.

Spaßige Lektüre mit offenem Ausgang

Valhalla Hotel 2: Eat the Gun ist ein Comic für Menschen, die auf schwarzen Humor, amerikanische Klischees und absurde Storys stehen. Dabei sind auch Ansätze von Gesellschaftskritik zu erkennen, die der Story noch eine gewisse Tiefe geben. Schnelle und schlagfertige Dialoge sorgen für eine unterhaltsame Lektüre. Dabei spielen Patrice Perna und Fabien Bedouel auch immer wieder mit Uneindeutigkeiten zwischenmenschlicher Kommunikation. Die modernen Zeichnungen und farbenfrohen Kolorierungen sorgen für eine einfache Zugänglichkeit zum Stoff. Nach dem zweiten Band von Valhalla Hotel scheinen sowohl der Ausgang der Story, als auch die Motive der Charaktere noch völlig offen zu sein. Welche Auflösung das Werk im dritten Teil erfährt, bleibt spannend.

Valhalla Hotel 2: Eat the Gun

ISBN: 978-3-96792-275-2

Erschienen am: 25.01.2023

Szenario Patrice Perna

Zeichnung Fabien Bedouel

Übersetzg. Tanja Krämling

Einband Hardcover

Seitenzahl 64

Band 2 von 3

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